Rechtschreibfehler

Autor: Silvan Maaß

Rechtschreibfehler

Rechtschreibfehler sind ein alltägliches Phänomen, das in verschiedenen Kontexten auftreten kann – vom individuellen Schreiben bis hin zur öffentlichen Kommunikation.

1. Was sind Rechtschreibfehler?

Rechtschreibfehler sind Abweichungen von der standardisierten Orthografie einer Sprache und treten auf, wenn die Schreibweise eines Wortes nicht den geltenden Rechtschreibnormen entspricht. Sie können auf verschiedenen Ebenen entstehen und sind aus linguistischer Sicht ein wichtiges Forschungsgebiet, da sie Einblicke in den Prozess des Schriftspracherwerbs und die kognitiven Mechanismen beim Schreiben bieten. Ihre Analyse hilft nicht nur, Lernprozesse besser zu verstehen, sondern auch, die Sprachvermittlung gezielt zu verbessern.

2. Ursachen von Rechtschreibfehlern

Rechtschreibfehler können aus unterschiedlichen Ursachen resultieren, die auf sprachliche, kognitive oder technische Faktoren zurückzuführen sind. Eine genauere Betrachtung der Fehlerarten hilft, ihre Entstehung besser zu verstehen und gezielte Lösungen zu entwickeln.

  • Phonologische Ursachen: Rechtschreibfehler entstehen häufig, wenn die Schreibweise eines Wortes nicht direkt aus seiner Aussprache abgeleitet werden kann. Beispiele sind homophone Wörter (z. B. "wieder" und "wider") oder Wörter mit nicht lautgetreuer Schreibweise (z. B. "Fater" statt "Vater", siehe hierzu auch lautgetreue Wörter). Besonders Lernende orientieren sich stark an der Lautstruktur eines Wortes, was zu fehlerhaften Schreibungen führen kann.
  • Morphologische Ursachen: Einige Rechtschreibfehler resultieren aus Unsicherheiten im Umgang mit falsch zugeordneten oder abgeleiteten Schreibweisen. Ein Beispiel wäre "Nachnahme" statt "Nachname".
  • Regelunsicherheiten: Manche Fehler sind auf die fehlerhafte Anwendung von Rechtschreibregeln zurückzuführen, etwa bei der Groß- und Kleinschreibung ("heute morgen" statt "heute Morgen").
  • Orthografische Interferenzen: Der Einfluss von Fremdsprachen kann ebenfalls zu Fehlern führen. Besonders bei mehrsprachigen Sprechern kommt es zu Übertragungen von Schreibweisen aus einer anderen Sprache, wie etwa "action" statt "Aktion".
  • Dialektbedingte Fehler: Regionale Unterschiede in der Aussprache beeinflussen die Schreibweise und führen häufig zu Fehlern.
  • Flüchtigkeitsfehler: Oft entstehen Rechtschreibfehler durch Unaufmerksamkeit oder Eile. Hierbei handelt es sich nicht um systematische Fehler, sondern um versehentliche Abweichungen, die meist durch Korrekturlesungen beseitigt werden können.
  • Technische Einflüsse: In der digitalen Kommunikation entstehen Fehler durch Autokorrekturen, Tippfehler oder mangelnde Überprüfung. Diese Fehler sind besonders häufig in informellen Texten zu finden.
  • Alte / neue Rechtschreibung: Die Rechtschreibreform aus dem Jahr 1996 und spätere Überarbeitungen führen bei Menschen, die noch die alte Rechtschreibung gelernt haben, oft zu Falschschreibungen.
  • Lese- und Rechtschreibstörung: Menschen mit Legasthenie haben häufig Schwierigkeiten, die Laut-Buchstaben-Zuordnung korrekt umzusetzen, was das Erlernen der Rechtschreibung erschwert und zu Fehlern führt.

3. Wie kann man Rechtschreibfehler vermeiden?

Rechtschreibfehler lassen sich mit gezielten Strategien und regelmäßiger Übung vermeiden. Die folgenden Tipps helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und die Schreibsicherheit zu stärken.

  • Wörter bewusst lesen und schreiben: Regelmäßiges Lesen erweitert den Wortschatz und prägt die korrekte Schreibweise ein. Beim Schreiben hilft es, schwierige Wörter langsam und bewusst zu notieren.
  • Regeln systematisch lernen: Das Verstehen und Anwenden grundlegender Rechtschreibregeln, wie die Getrennt- und Zusammenschreibung oder die Verwendung von Doppelkonsonanten, verringert die Fehlerquote erheblich.
  • Häufige Fehlerwörter trainieren: Notiere persönliche Problemwörter und übe sie gezielt. Dies stärkt die Sicherheit im Umgang mit häufig falsch geschriebenen Begriffen.
  • Texte laut vorlesen: Durch das laute Vorlesen werden Unstimmigkeiten schneller erkannt, insbesondere bei Silbenstruktur und Endungen.
  • Hilfsmittel nutzen: Rechtschreibprogramme, Wörterbücher und Online-Plattformen helfen, Unsicherheiten zu klären und Fehler zu korrigieren.
  • Ruhe beim Schreiben: Eile führt oft zu Flüchtigkeitsfehlern. Nimm dir Zeit, um Texte in Ruhe zu erstellen und zu überprüfen.
  • Korrekturlesen: Nach dem Schreiben sollte jeder Text sorgfältig auf Fehler geprüft werden. Am besten liest man den Text mehrmals oder lässt ihn von einer anderen Person gegenlesen.
  • Rechtschreibung in den Alltag integrieren: Spiele wie Scrabble, Kreuzworträtsel, Stadt, Land, Fluss oder Apps mit Rechtschreibübungen machen das Lernen abwechslungsreich und fördern die Schreibkompetenz.
  • Regelmäßiges Üben: Wiederholung festigt die Kenntnisse. Plane regelmäßige Einheiten ein, um Regeln und schwierige Wörter immer wieder zu wiederholen.
  • Gedächtnishilfen: In manchen Fällen helfen auch sogenannte Merksätze oder Eselsbrücken, die euch dabei helfen, Regeln leichter einzuprägen:
    • Wer "nämlich" mit "h" schreibt, ist dämlich.
    • Das "s" in "das" muss einsam bleiben, kannst du auch "dieses", "jenes" oder "welches" schreiben.
    • Nach "l", "m", "n," und "r" merke ja: steht nie "tz" und nie "ck". Nur einer eine Ausnahm' macht; hast Du an "Bismarck" schon gedacht?
    • Diese Regel ist schon nett, nach "ei", "äu", "eu" steht nie "tz".
    • Nimm die Regel mit ins Bett, nach Doppellaut kommt nie "tz".
    • "ein bisschen" wird kein bisschen großgeschrieben
    • Wenn "wider" nur dagegen meint, dann ist das "e" dem "i" stets feind.
    • Wenn "wieder" nur noch einmal meint dann sind dort "i" und "e" vereint.
    • Nach "am", "ans", "vom", "zum" und "beim", schreib Verben niemals klein.
    • Wörter mit der Endung "-heit", "-keit", "-ung", "-schaft", "-tum", "-nis", "-chen" und "-lein", schreibt man GROß - und niemals klein.
    • Steht am Ende "g" oder "k", muss man verlängern, ist doch klar.
    • Und steht am Ende "t" oder "d", muss man auch erweitern, sonst kann man scheitern.

4. Häufige Rechtschreibfehler im Deutschen

Die deutsche Rechtschreibung stellt Lernende und Schreibende oft vor Herausforderungen. Selbst alltägliche Wörter führen häufig zu Unsicherheiten und diversen Falschschreibungen, wie die folgende Liste zeigt. Sie enthält 300 Rechtschreibfehler, die im Deutschen häufig gemacht werden und kann zum Üben dieser beliebten Stolperfallen genutzt werden.

Häufige Rechtschreibfehler (Fehlerwörter)

Richtige SchreibweiseFalschschreibung
AbenteuerAbendteuer
achtzigachzig
AdresseAddresse
ÄrgernisÄrgerniss
AggressionAgression
aggressivagressiv
AkquiseAquise
am bestenam Besten
anhandan Hand
AnnalenAnalen
annullierenanullieren
AntipathieAntiphatie
ApartheidApartheit
ApparatAparat, Apperat
AppetitApetit, Apettit, Appettit
ArmaturAmatur
asozialassozial
AsteroidAstroid
AtmosphäreAthmosphäre
AttrappeAtrappe
aufrechterhaltenaufrecht erhalten
AutorAuthor
autorisierenauthorisieren
außerdemausserdem
BallettBalett
bestmöglichbestmöglichst
BiberBieber
BillardBilard, Billiard
BiskuitBiskwit
bisschenbischen
bisschenein Bisschen
bombardierenbombadieren
brillantbrilliant
BüfettBüffett
CharismaKarisma
ChrysanthemeChrysanteme
ClementineClementiene
CommitmentComitment
CroissantCroassant, Chroissant
dämlichdähmlich, demlich, dehmlich
darüber hinausdarüberhinaus
dassdaß
DekolletéDekolltee
delegierendeligieren
dementsprechenddem entsprechend
derselbeder selbe
des Weiterendes weiteren
des Öfterendes öfteren
des Öfterendesöfteren
detailliertdetalliert
DiarrhöDiarröh
diffizildiffiziel
DilettantDilletant, Dillettant
dilettantischdillettantisch
DiphtherieDiphterie
DiplomandDiplomant
ebenebend
EiffelturmEifelturm
eigentlicheigendlich
EinfaltspinselEinfallspinsel
einzigeinzigste
ElefantElephant
EmigrantEmigrand
EmpathieEmphatie
endgültigentgültig
endlichentlich
EndpunktEntpunkt
EntgeltEntgeld
EntscheidungEndscheidung
ErgebnisErgebniss
exzellentexcellent
FitnessFittness
FirmamentFirnament
FrondienstFrohndienst
FronleichnamFrohnleichnahm
frönenfröhnen
GalerieGallerie
GalionsfigurGallionsfigur
galoppierengalloppieren
gang und gäbegang und gebe
gar nichtgarnicht
GarderobeGaderobe
GebarenGebahren
gebärengebähren
GeckoGekko
GedächtnisGedächnis
GelatineGelantine
gesamtgesammt
GratwanderungGradwanderung
GraffitiGrafitti
griesgrämiggrießgrämig
grölengröhlen
GuerillaGuerillia
hanebüchenhahnebüchen
HalsHalz
HasardeurHarsadeur
herausherraus
HobbyHobbie
HäkchenHäckchen
im Allgemeinenim allgemeinen
im Einzelnenim einzelnen
im Folgendenim folgenden
im Vorausim Vorraus, im voraus, im vorraus
im Wesentlichenim wesentlichen
immer nochimmernoch
InbusschlüsselImbuschlüssel, Imbusschlüssel
indemin dem
infolgein Folge
infolgedesseninfolge dessen
IngenieurIngeneur
interessantinteresant
InteresseInterresse
IntrigantIntrigand
inwieweitin wie weit
JackettJakett
KarosserieKarrosserie
KarussellKarrussell
katastrophalkatastrofal
KatastropheKatastrofe
kolossalkollosal, kollossal
KomiteeKommitee
KommentarKomentar
KommilitoneKomilitone
KonkurrenzKonkurenz
korrigierenkorigieren
KoryphäeKoriphäe
krakeelenkrakehlen
KreißsaalKreissaal
kumulierenkummulieren
KussKuß
LappalieLapalie
legitimlegetim
LibyenLybien
LidLied
lizenzierenlizensieren
LoserLooser
luxuriösluxeriös
MandarineMandariene
MaschineMaschiene
MedailleMedallie
MigrantMigrand
minimalminnimal
MisereMiesere
MobiliarMobilar
MotorradMotorrat, Mottorad
NervositätNervösität
nichtsdestotrotznichts desto trotz
nämlichnähmlich
obenaufoben auf
optimalerweiseoptimaler Weise
originalorginal
OriginalOrginal
PaneelPanel
PappenstielPappenstil
PapstPabst
parallelparalell, parallell
ParalleleParalele
peripherperifer, periphär
persönlichpersöhnlich
PhilippinenPhillipinen
PinnwandPinwand
platzierenplazieren
PogromProgrom
PortemonnaiePortemonee
projizierenprojezieren
präferierenpräfferieren
quakenquarken
quengelnquängeln
QuarzQuartz
raurauh
redseligredseelig
redundantredundand
ReflexionReflektion
RelingReeling
RenommeeRennome
RentierRenntier
ReparaturReperatur
reparierenreperieren
RessourceRessurce
ResümeeResümmee
RhetorikRethorik, Retorik
RhabarberRababar, Rababer, Rhababar, Rhabarbar, Rhababer
RhythmusRythmus
RückgratRückgrad
SaiteSeite
SatellitSatelit, Sattelit, Sattellit
ScharnierSchanier
SchlafittchenSchlawittchen
SchlussSchluß
schnellstmöglichschnellst möglich
seitseid
seligseelig, selich
separatseperat
SeriositätSeriösität
SilhouetteSilouette
SilvesterSylvester
SingleSingel
SiphonSyphon
SisyphusarbeitSisiphusarbeit
skurrilskurill
SouterrainSouterain
soweitso weit
sowieso wie
spazierenspatzieren
spülenspühlen
StandardStandart
stattdessenstatt dessen
SteleStehle
StropheStrofe
subsumierensubsummieren
subtilsubtiel
SymmetrieSymetrie
SympathieSymphatie
sympathischsympatisch
TattooTatoo
TerabyteTerrabyte
TerrasseTerase, Terasse, Terrase
TigerTieger
TippTip
TodTot
todmüdetotmüde
todtraurigtottraurig
toleranttollerant
ToleranzTolleranz
tottod
TrilogieTrielogie
TriumphTriumf
TurnierTunier
übrigensübrigends
unendlichunentlich
unentgeltlichunendgeltlich
unsympathischunsympatisch
unter anderemunter Anderem
VerliesVerließ
vermeintlichvermeindlich
verpöntverpöhnt
VerwandtschaftVerwandschaft
verwandtschaftlichverwandschaftlich
VerzeichnisVerzeichniss
vielleichtvieleicht
von klein aufvon Klein auf
vonnötenvon Nöten
von vornhereinvon vornerein, von Vornherein
vor allemvor Allem, vorallem
voranbringenvoran bringen
vorbeikommenvorbei kommen
vor Ortvorort
vorausvorraus
VoraussetzungVorraussetzung
voraussichtlichvorraussichtlich
vorwegnehmenvorweg nehmen
wahrnehmenwahr nehmen
weismachenweißmachen
WermutWehrmut
wenngleichwenn gleich
widerwieder
widerfahrenwiederfahren
widerspiegelnwiderspiegeln
WiderspruchWiederspruch
wie vielwieviel
wiederumwiderum
willkommen heißenWillkommen heißen
währenddessenwährend dessen
zartbesaitetzartbeseitet
ziemlichziehmlich
zuallererstzu allererst
zugutezu Gute
zu vielzuviel
ZucchiniZuchini
zugrunde liegenzugrundeliegen
zu guter Letztzuguterletzt
zumindestzu Mindest, zumindestens
zu Rechtzurecht
zurzeitzur Zeit
zuwiderzuwieder

Hinweis: Die Falschschreibweisen wurden durch Analyse fehlerhafter Suchanfragen auf unserer Webseite identifiziert.

5. Die häufigsten Rechtschreibfehler bei Schülern

Die Daten des folgenden Diagramms zeigen die häufigsten Rechtschreibfehler im Deutschen bei Schülern, erhoben im Schuljahr 2022/2023 an einer Oberschule in Berlin durch eine Auswertung von Texten aus den Jahrgangsstufen 7 und 8. Die Erhebung umfasste 151 Schüler und Schülerinnen und basiert auf knapp 200.000 selbst geschriebenen Wörtern aus Aufsatzarbeiten sowie aus schriftlichen Übungsaufgaben aus verschiedenen Fächern und Textgattungen, um eine möglichst breite Datenbasis zu schaffen. Soziodemografische Merkmale wie Mehrsprachigkeit (18 %) und die Verteilung nach Geschlecht (56 % Jungen, 44 % Mädchen) wurden in der Untersuchung miteinbezogen. Alle Texte wurden zudem anonymisiert und hinsichtlich ihrer Rechtschreibung überprüft. Besonders häufig auftretende Fehlerpaare wurden dabei identifiziert. Die Fehler wurden anhand eines festgelegten Kriteriums erfasst: Ein Fehlerpaar galt als "häufig", wenn es in mindestens 7% der untersuchten Texte vorkam.

Die häufigsten Rechtschreibfehler bei Schülern

5.1 Auffälligkeiten bei der Auswertung

Bei der systematischen Analyse der Rechtschreibfehler konnten einige charakteristische Muster und Auffälligkeiten beobachtet werden, die im Folgenden aufgezeigt werden:

5.1.1 Verwechslung von Wörtern

Ein echter Klassiker unter den Rechtschreibfehlern ist die Verwechslung bestimmter Wörter. Die folgenden Fehlerpaare sind dabei besonders beliebt, wie das Säulendiagramm veranschaulicht.

das oder dass?

Die Frage, ob man "das" mit einem "s" oder Doppel-s schreibt, stellt sich immer dann, wenn es hinter einem Komma steht. In diesem Fall ist die Variante mit Doppel-s eine Konjunktion, die einen Nebensatz einleitet. Im Gegensatz zur Schreibweise mit nur einem "s" kann es nicht durch dieses", "jenes" oder "welches" ersetzt werden.

Wird "das" mit einem "s" geschrieben, handelt es sich um ein Artikel oder Pronomen. Steht es jedoch hinter einem Komma, ist es in aller Regel ein Pronomen und bezieht sich auf ein bereits zuvor genanntes Nomen. Es lässt sich in diesem Fall durch "dieses", "jenes" oder "welches" ersetzen.

seit oder seid?

Den Unterschied zwischen diesen beiden Wörtern bzw. Wortarten kannst du dir ganz einfach merken: "Seit" hat mit Zeit zu tun und enthält ein "t" wie der letzte Buchstabe von "Zeit". Genauer gesagt kann "seit" im Satz entweder als Präposition verwendet werden, die einen Zeitpunkt oder eine Zeitspanne angibt, oder als Konjunktion.

Wird "seit" als Konjunktion verwendet, orientiert sie sich ebenfalls an der Zeit.

Schreibt man "seid" mit "d", handelt es sich immer um ein flektiertes Verb, das von der Grundform "sein" stammt und auf das Personalpronomen "ihr" verweist (2. Person Plural Indikativ Präsens).

den oder denn?

"Den" (mit lang ausgesprochenem Vokal) ist ein Artikel oder Pronomen. Du verwendest "den", wenn du auf ein männliches Nomen im Akkusativ verweist.

"Denn" (mit kurz ausgesprochenem Vokal) ist eine Konjunktion, die Sätze verbindet und einen Grund oder eine Erklärung einführt.

wieder oder wider?

"Wieder" ist ein Adverb und bedeutet "erneut", "noch einmal" oder "zurück".

"Wider" ist eine Präposition und bedeutet "gegen", "dagegen" oder "entgegen".

einzigste oder einzige?

Das Adjektiv "einzig" gehört zu der Kategorie von Adjektiven, die keine Steigerungsform haben und somit zu den Absolutadjektiven zählen. Dies ist auf semantische Gründe zurückzuführen. Solche Adjektive beschreiben nämlich Eigenschaften, die entweder vollständig zutreffen oder gar nicht. "Einzig" beschreibt etwas, das nur ein einziges Mal existiert. Wenn etwas bereits "einzig" ist, kann es nicht noch "einziger" sein!
Daher gilt in der standardsprachlichen Verwendung: Die Form "einzige" ist die korrekte Form. Die Steigerungsform "einzigste" gibt es nicht. Sie ist falsch.

weiß oder weis?

Die Farbe "weiß" und die gebeugte Form "weiß" des Verbs "wissen" werden beide mit "ß" geschrieben. Das Wort "weis" existiert im Deutschen nicht.

tod oder tot?

Das Wort "tot" ist ein Adjektiv und wird kleingeschrieben und mit "t" am Ende.
Das kleingeschriebene Wort "tod" mit "d" am Ende gibt es im Deutschen nicht. Es ist falsch.
Als Substantiv - also großgeschrieben und mit "d" am Ende - wäre "Tod" jedoch korrekt.

wen oder wenn?

"Wen" (mit lang ausgesprochenem Vokal) ist ein Pronomen. Genauer gesagt kann es sich um ein Interrogativpronomen oder ein Relativpronomen handeln. Als Interrogativpronomen ersetzt "wen" das Nomen oder Pronomen, nach dem wir fragen. Als Relativpronomen leitet "wen" einen Relativsatz ein.

"Wenn" (mit kurz ausgesprochenem Vokal) ist eine Konjunktion - auch Bindewort genannt. In dieser Funktion verbindet "wenn" zwei Teilsätze miteinander. Da es sich um eine nebenordnende Konjunktion handelt, kann "wenn" einen Hauptsatz mit einem Nebensatz verbinden oder auch zwei Nebensätze miteinander.

öfter oder öfters?

In diesem Fall sind beide Varianten richtig. "Öfters" wird laut Duden jedoch häufiger in Österreich und der Schweiz verwendet und gilt in Deutschland eher als umgangssprachlich. Daher sollte in der deutschen Standardsprache "öfter" verwendet werden. Hierbei handelt es sich um die offizielle Steigerungsform des Adverbs oft.

eben oder ebend

Bei "ebend" oder "ebent" handelt es sich um eine Dialektform, die besonders im Berliner und Brandenburger Raum verbreitet ist. Das Standarddeutsch kennt lediglich die Schreibweise "eben". Dabei kann "eben" mehrere Bedeutungen haben und verschiedenen Wortarten zugehörig sein.

Neben den in diesem Abschnitt aufgezeigten Wortverwechslungen zeigten sich bei der Auswertung der Schülertexte weitere häufig gemachte Fehler. Diese werden im weiteren Verlauf beleuchtet.

5.1.2 Verwechslung von Buchstaben

Buchstabenverwechslungen führen im Deutschen regelmäßig zu Rechtschreibfehlern. Solche Fehler entstehen häufig durch Tippfehler. Aber auch Unsicherheiten oder regionale Unterschiede sind Auslöser hierfür.

ß oder ss?

Das Verwechseln von "ß" (Eszett) und "ss" ist hierbei der meist gemachte Fehler. Die Gründe hierfür sind vielfältig:

  • Fehlende Unterscheidung zwischen kurzem und langem Vokal: Die geltende Regel ist eigentlich einfach: Steht vor dem s-Laut ein kurzer Vokal, dann wird "ss" geschrieben (Beispiel: "Abfluss"). Bei einem langen Vokal steht das "ß" (Beispiel: "bloß").
  • Unsicherheit durch die Rechtschreibreform: Die Rechtschreibreform von 1996 hat die Regeln zur Verwendung von "ß" und "ss" geändert. Seit der Reform wird nach einem kurzen Vokal statt des "ß" ein "ss" verwendet. Vor der Reform wurde bspw. "daß" geschrieben, heute "dass". Viele, die mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen sind, machen hier Fehler.
  • Technische Einschränkungen: Früher gab es auf vielen Tastaturen kein "ß", besonders im Ausland. Daher wurde oft "ss" als Ersatz geschrieben, was sich bei manchen eingebürgert hat.
  • Gewohnheit aus anderen Sprachen: In der Schweiz wird das "ß" grundsätzlich nicht verwendet. Hier wird anstelle dessen das Doppel-s geschrieben. Wer sich daran gewöhnt hat, neigt dazu, auch in Deutschland oder Österreich "ss" zu schreiben.

5.1.3 Groß- und Kleinschreibung

Die Groß- und Kleinschreibung ist ebenfalls recht fehlerbehaftet, weil die hierfür geltenden Rechtschreibregeln nicht immer intuitiv sind und in der digitalen Kommunikation sogar gerne vernachlässigt werden. Unsicherheiten gibt es vor allem bei:

  • Groß- und Kleinschreibung nach Doppelpunkt: Nach einem Doppelpunkt wird großgeschrieben, wenn ein vollständiger Satz mit Subjekt und Prädikat folgt, andernfalls klein.
  • Substantivierungen: Es gibt mehrere Wortarten, die substantiviert werden können und dann großgeschrieben werden. Sehr häufig sind Fehler bei substantivierten Adjektiven oder Verben zu beobachten.
  • Tageszeiten nach Adverbien: Steht eine Tageszeit nach den Adverbien "heute", "morgen", "gestern", "vorgestern" oder "übermorgen", schreibt man sie groß.
  • Eigennamen: Bei der Schreibweise von Eigennamen besteht ein hohes Fehlerpotential, da bei ihnen spezielle Regeln für die Groß- und Kleinschreibung gelten. Einfache Eigennamen werden wie normale Substantive großgeschrieben. Bei komplexen Eigennamen (bestehend aus mehreren Wörtern) wird das erste Wort großgeschrieben, ebenso alle weiteren Wörter mit Ausnahme von Artikeln, Präpositionen und Konjunktionen, die kleingeschrieben werden. Zu beachten ist, dass Unternehmen und Marken manchmal bewusst von diesen Rechtschreibregeln abweichen dürfen, da bei der Schöpfung von Eigennamen eine gewisse kreative Freiheit besteht.
  • Weitere Regeln: Hier könnt ihr noch mehr Rechtschreibregeln im Zusammenhang mit der Groß- und Kleinschreibung nachlesen.

5.1.4 Getrennt- und Zusammenschreibung von Verben

Die Frage, ob Verben getrennt oder zusammen geschrieben werden, ist eine der größten Herausforderungen der deutschen Rechtschreibung und führt dehalb sehr häufig zu Fehlern.
Um solche Fehler zu vermeiden, muss man wissen, dass Verben Teil von Wortverbindungen mit verschiedenen Wortarten sein können. Einerseits finden wir Substantiv-Verb-Verbindungen wie bei "Maßnehmen" oder "Teekochen". Andererseits gibt es Adjektiv-Verb-Kombinationen wie bei "richtigstellen" oder "freisprechen". Zusätzlich kennen wir Verb-Verb-Verbindungen wie "liegen lassen" oder "laufen lernen". Die Entscheidung zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung folgt dabei spezifischen Rechtschreibregeln. Generell kann man sich aber merken, dass Verbindungen aus Verb und Verb meist auseinandergeschrieben werden (Verb + Verb: "schwimmen üben", Partizip + Verb: "gelernt haben"). Folgende Ausnahmen bestehen jedoch:

  • Substantivierung: Wird eine Verb-Verb-Verbindung substantiviert, dann schreibt man sie in jedem Fall zusammen.
  • Übertragene Bedeutung: Manche Verbindungen aus zwei Verben werden aber auch zusammen- und kleingeschrieben. Dies ist immer dann der Fall, wenn sie eine übertragene Bedeutung erhalten.
  • Weitere Regeln: Hier könnt ihr noch mehr Rechtschreibregeln im Zusammenhang mit der Getrennt- und Zusammenschreibung nachlesen.

5.1.5 Absolutadjektive

Fehler bei Absolutadjektiven entstehen oft aus einem Missverständnis über ihre Bedeutung und aus der natürlichen Tendenz der Sprache, Intensität oder Abstufungen ausdrücken zu wollen. Dabei können Absolutadjektive semantisch nicht gesteigert werden. Weder der Komparativ noch der Superlativ können gebildet werden.

5.1.6 Lernwörter

Auffälig war zudem, dass zahlreiche Fehler auf sogenannte Lernwörter entfallen. Diese Wörter folgen oft nicht den gängigen Rechtschreibregeln und stellen selbst geübte Schreiber vor Herausforderungen. Besonders Schüler stolpern gerne über ihre Schreibweise, weil man sich bei ihnen nicht auf sein Sprachgefühl verlassen kann. Systematisches Üben, Merkhilfen und regelmäßiges Wiederholen sind der Schlüssel, um diese orthografischen Fallstricke zu meistern.

Tipp: Nutzt unsere umfangreiche Lernwörter Liste mit Rechtschreibregeln.

5.2 Mindeststandards in der Rechtschreibung

Die Rechtschreibkenntnisse deutscher Schüler sind alarmierend. So lautet das Fazit des IQB-Bildungstrends 2021 - durchgeführt vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB). Während 2016 mit gut 54 % noch deutlich mehr Schüler den "Regelstandard" erreichten, sank deren Anteil im Jahr 2021 um 10 Prozentpunkte auf 44 %. Parallel dazu wuchs die Gruppe derjenigen, die den "Mindeststandard" nicht erfüllten, um 8 Prozentpunkte und lag bei 19 %.

Mindeststandards werden hierbei als grundlegende Kompetenzen definiert, die alle Schüler am Ende der Grundschule beherrschen sollten. Sie liegen unter den offiziellen Erwartungen der Kultusministerkonferenz (KMK), sichern aber ein Basisniveau, mit dem Kinder bei angemessener Förderung erfolgreich in die weiterführende Schule übergehen können. Regelstandards hingegen beschreiben das durchschnittlich erwartete Kompetenzniveau aller Schüler eines Jahrgangs und entsprechen direkt den Vorgaben der KMK. Beide Standards zählen zu den vier Kompetenzstufen, die Bildungsstandards in Deutschland veranschaulichen sollen, mit dem Ziel, die Unterrichtsqualität zu verbessern damit sowohl die Leistungen als auch die Motivation der Schüler gefördert werden kann.
Neben den beiden erwähnten Standards gibt es noch den "Regelstandard Plus" und den "Optimalstandard".

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.

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