Rhetorische Mittel - Stilmittel

Autor: Silvan Maaß

Im Wörterbuch: rhetorisches Stilmittel

Rhetorische Mittel - Alles was du darüber wissen musst!

Kommunikation ist das wichtigste Mittel, um sich zu verständigen. Dabei mach der Ton bekanntlich die Musik unserer Sprache aus. Denn sie lässt sich mit Hilfe von rhetorischen Mitteln gestalten. Was es damit auf sich hat und welche Stilmittel dafür zur Verfügung stehen, erfahrt ihr im Folgenden.

1. Definition: Was sind rhetorische Mittel?

Ein rhetorisches Mittel bzw. rhetorisches Stilmittel - häufig auch als rhetorische Figur, Stilfigur, Redefigur oder Sprachfigur bezeichnet - ist ein Gestaltungselement der Sprache. Rhetorische Mittel ermöglichen es, Texte (geschriebene Sprache) und Sprache (gesprochene Sprache) zu gestalten. Dabei werden die Gedanken in "Redeschmuck" gekleidet, um beim Zuhörer oder Leser gewollte Wirkungen zu erzeugen.
Rhetorische Mittel haben sich früh etabliert. Sie wurden bereits in der griechischen und römischen Antike in der Rhetoriklehre und der Poetik ausgearbeitet. Auch heute beschäftigt man sich noch in diesen beiden Disziplinen sowie der Sprachwissenschaft damit. Dieser Jahrhunderte alte Ursprung ist auch der Grund dafür, weshalb rhetorische Mittel häufig griechische oder lateinische Namen haben. Nur wenige Stilelemente sind im Laufe der Zeit dazu gekommen (Beispiel: Enjambement).

2. Welche Wirkung haben rhetorische Mittel?

Rhetorische Mittel können vom Redner oder Autor eingesetzt werden, um Sprache auszuchsmücken. Dadurch lässt sich eine Botschaft besser transportieren. Inhalte können hervorgehoben oder bekräftigt werden bzw. generell anschaulicher gemacht werden. So lassen sich bspw. bestimmte Atmosphären schaffen (u.a. Spannung aufbauen) oder Gefühle ausdrücken. Rhetorische Mittel können aber auch zur Manipulation oder Täuschung eingesetzt werden. Man denke nur an einen leeren, inhaltslosen Text, bei dem versucht wird, ihn durch rhetorisch gut aufgearbeitetes "Geschwafel" zu kaschieren.

3. Begrifflichkeiten

Die Begriffe rhetorische Mittel (1), Stilmittel (2) und sprachliche Mittel (3) werden oft synonym angewendet. Bei näherer Betrachtung gibt es jedoch Unterschiede:

  1. Rhetorische Mittel transportieren Gefühle und machen eine Rede lebendiger. Texte werden unterhaltsamer, kurzweiliger und lassen sich besser lesen. Rhetorische Mittel erhöhen die Wirkung und die Überzeugungskraft eines Textes. Mit wenigen Worten kann eine hohe Aussagekraft erreicht werden: Texte werden dadurch verdichtet. Rhetorische Mittel können überraschen und dadurch eine neue Aufmerksamkeit erzwingen. Schließlich können sie Bilder erzeugen, die sich festsetzen.
  2. Im engeren Sinn können Stilmittel unterschieden werden in: rhetorische Mittel, stilistische Mittel und sprachliche Mittel. Stilmittel lassen sich in die Kategorien bildhafte Stilmittel, sprachliche Stilmittel und Klangfiguren einteilen.
  3. Sprachliche Mittel sind nur ein Teilbereich der Stilmittel: Während Stilmittel den Stil von Texten, Musikstücken und Kunstwerken bestimmen, beziehen sich sprachliche Mittel nur auf Texte. Sprachliche Mittel erzeugen Bilder, die dazu dienen, den Inhalt und die Aussage eines Textes besser zu veranschaulichen.

4. Wie erkennt man rhetorische Mittel?

Um rhetorische Mittel zu erkennen, kann man unsere Liste nutzen. Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass man beim Lesen den Assoziationen zu einem Begriff folgt, denn hier hat der Text schon eine Wirkung erzeugt, die bei der Analyse helfen kann. Je mehr man die rhetorischen Mittel verinnerlicht, umso einfacher wird es einem fallen, sie zu erkennen und zu benennen.

Doch warum möchte man rhetorische Mittel eigentlich erkennen können? Nun, rhetorische Mittel sind u.a. Teil einer Textanalyse, wie sie beispielsweise in Schulen als Aufsatzform vorkommt. Ziel einer Textanalyse ist es, einen Text zu durchdringen, indem man sich darüber klar wird, welche Aussage er hat und mit welchen Mitteln diese Aussage sprachlich dargestellt wird. Dabei analysiert man den Inhalt, die Sprache sowie die Struktur eines Textes, um die bereits gewonnenen Erkenntnisse später zu interpretieren, sprich eine Beziehung zwischen Form und Inhalt herzustellen. Sowohl Analyse als auch Interpretation lassen sich mit Hilfe der Klassifikation durchführen.
Tipp: Die Textanalyse offenbart die stilistischen Kunstgriffe mit den tieferen Absichten und geht über das reine Textverständnis hinaus. Deshalb sollte man den zu analysierenden Text mehrmals lesen, um vom groben Überblick ins Detail gehen zu können. So kann man über das Textverständnis hinaus gehen und zur kleinteiligen Deutung der Inhalte kommen.

5. Wichtige Stilmittel

Die Liste der Stilmittel ist lang. 10 wichtige Stilmittel möchten wir daher hervorheben, da sie besonders häufig verwendet werden.

6. Klassifikation der Stilmittel

Durch eine klare Klassifikation kann man sich die jeweiligen Stilmittel und ihre Wirkung besser merken. Es gibt aber verschiedene Möglichkeiten, Stilmittel zu klassifizieren, da ihre Form und Struktur auf verschiedenen Ebenen ansetzt. Im Laufe der Zeit haben sich die Klassifikation nach Quintilian, die Klassifikation anhand der Änderungskategorien sowie eine Klassifikation aus interpretationsästhetischer Sicht herausgebildet. Wir haben uns für die letztgenannte entschieden, da die rhetorischen Mittel hierbei aus unserer Sicht am verständlichsten erscheinen. Hierbei unterscheidet man:

  1. Bildhafte Figuren (Stilmittel)
  2. Sprachliche Stilmittel
  3. Klangfiguren

6.1 Bildhafte Figuren (Stilmittel)

Diese Gruppe von rhetorischen Mitteln setzt an die Stelle der ursprünglichen Bezeichnung eine Ersatzbezeichnung. Dazu zählen die:

  1. Tropen
  2. Sprachbilder

6.1.1 Tropen

Ein Tropus (Plural: Tropen) ersetzt einen Ausdruck durch einen bildhafteren Ausdruck.

6.1.2 Sprachbilder

Mit einem Sprachbild werden Sachverhalte anschaulicher dargestellt.

6.2 Sprachliche Stilmittel

Die sprachlichen Stilmittel lassen sich unterteilen in:

  1. Satzfiguren
  2. Wortfiguren

6.2.1 Satzfiguren

Die Satzfiguren rufen eine besondere syntaktische Struktur hervor und verändern den Satz als Ganzes.

6.2.2 Wortfiguren

Wortfiguren entstehen durch ein Umstellen, Hinzufügen oder Entfernen von Wörtern.

6.3 Klangfiguren

Klangfiguren sind ein rhetorisches Stilmittel, mit dem sich besondere Assoziationen durch den Klang von Wörtern hervorrufen lassen, die mit diesem Stilmittel verändert wurden.

7. Stilmittel Deutsch

7.1 Stilmittel Liste

In der Liste sind die gebräuchlichsten Stilmittel enthalten, die nicht nur bei der Textanalyse helfen können. Neben einer Definition und Hinweisen zur Funktion sowie zum Einsatz findet man auch die Kategorisierung des Stilmittels, gefolgt von einigen Beispielen.

7.1.1 Accumulatio (Akkumulation)

Das Stilmittel der Akkumulation kommt in der Rhetorik und in literarischen Texten aller Gattungen vor. Die Akkumulation bedeutet das Anhäufen von mehreren Begriffen zu einem Oberbegriff, der genannt werden kann. Das Stilmittel dient dazu, den Oberbegriff detailliert auszugestalten und ihn in seiner Bedeutung zu verstärken.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für eine Akkumulation: Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne: Dieses Kinderlied zu Sankt Martin stellt die Bedeutung des Lebens unter dem Sternenzelt (Weltall) heraus.

7.1.2 Allegorie

Das Stilmittel der Allegorie bezeichnet ein objektiv fassbares Bild, das oft personifiziert ist und einen abstrakten Begriff oder Sachverhalt verdeutlichen soll. Als Erweiterung geht eine Allegorie über eine Metapher hinaus.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für eine Allegorie: Justitia mit Waage und Schwert als Sinnbild der Gerechtigkeit.

7.1.3 Alliteration

Zwei oder mehr Wörter, die mit dem gleichen Anfangslaut aber nicht mit dem gleichen Anfangsbuchstaben beginnen und die kurz hintereinander in einem Satz verwendet werden, werden mit dem Stilmittel der Alliteration bezeichnet. Das beliebte rhetorische Stilmittel wird gerne in der Werbung und den Medien, in politischen Reden, in der Literatur und im Alltag verwendet. Alliterationen können eine Aussage verstärken, einen bildhaften Charakter annehmen oder die Zusammengehörigkeit verknüpfter Ausdrücke unterstreichen. Als feste Wendungen sind einige Alliterationen in den deutschen Wortschatz eingeflossen.

Kategorie des Stilmittels: Klangfiguren

Beispiele für eine Alliteration: nicht wanken und nicht weichen; für einen bildhaften Charakter: Kind und Kegel; Unterstreichen der Zusammengehörigkeit: Haus und Hof.

7.1.4 Ambiguität (Mehrdeutigkeit)

Das Stilmittel der Ambiguität umschreibt die Mehrdeutigkeit von Wörtern, Wortgruppen oder Sätzen. Lyrische, satirische Texte oder Witze und Kalauer bedienen sich dieses Elements. Die Mehrdeutigkeit kann auf einer Polysemie beruhen: Der Begriff "Schimmel" meint entweder das Pferd oder einen Pilz. Davon wird die Homonymie abgegrenzt. Als Homographie kennt sie die gleiche Schreibweise bei verschiedenen Bedeutungen ("modern" als verwesen oder "modern" als fortschrittlich) oder als Homophonie bei gleicher Aussprache und verschiedener Bedeutung ("ein Bild malen" oder "Getreide mahlen"). Bei lexikalischer Mehrdeutigkeit muss der Kontext bekannt sein, um zu verstehen, ob es sich um den Fluss oder eine Erkrankung handelt: "1916 erkrankte Maurice Ravel an der Ruhr". Auch einige Verben und Nomen besitzen eine Ambiguität in der Bedeutung: "Untiefe" bedeutet bei Seeleuten eine flache Stelle, bei allen Nicht-Seeleuten: eine große Tiefe;

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiele für Ambiguität bei Verben: "übersehen" als nicht bemerken oder die komplette Übersicht haben; "grundsätzlich" für immer oder in der Regel?

7.1.5 Anakoluth

Das Stilmittel des Anakoluth ist ein gewollter Satzbruch, bei dem eine begonnene Satzkonstruktion nicht richtig fortgesetzt wird, da die Gedanken mitten im Satz abschweifen. Grammatikalisch gesehen ist dieser Satz falsch. Der Leser oder Hörer wird an der Stelle überrascht: Er hat erwartet, dass die Gedanken kohärent fortgeführt werden.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für ein Anakoluth: Ich riss mich von ihr weg und Gott! Du siehst mein Elend und wirst enden. (Goethe)

7.1.6 Anapher

Kennzeichen einer Anapher ist die Wiederholung des gleichen Wortes oder derselben Wortgruppe am Anfang benachbarter Satzteile oder Sätze. Dadurch erfährt der Text eine Strukturierung und Rhythmisierung. Das Wiederholte erfährt eine Verstärkung. Dieses Stilmittel ist in der Werbung weit verbreitet.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für eine Anapher: Keine Termine. Keine Staus.

7.1.7 Antithese

Die Antithese ist als Stilmittel der Einsatz einer Gegenbehauptung oder eine Gegenüberstellung von zwei Ausdrücken. In Diskussionen tauchen Antithesen häufig auf. In einer dialektischen Erörterung wird die Antithese bewusst eingesetzt. Aus These und Antithese kann eine neue Schlussfolgerung als Weiterentwicklung erwachsen - die Synthese.

Kategorie des Stilmittels: Sprachbilder

Beispiel für eine Antithese: Himmel und Hölle

7.1.8 Assonanz

Mit der Assonanz wird ein sprachlicher Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter bezeichnet. Dabei kommt es zu einer Häufung gleich klingender Vokale. In Werbeslogans werden Assonanzen häufig eingesetzt.

Kategorie des Stilmittels: Klangfiguren

Beispiele für eine Assonanz: Geben und Nehmen; Jahr und Tag

7.1.9 Asyndeton

Das Asyndeton ist eine Aufzählung von mindestens drei gleichgestellten Wörtern oder Satzgliedern, die nicht durch eine Konjunktion verbunden sind.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für ein Asyndeton: frisch, fromm, fröhlich, frei

7.1.10 Chiasmus

Wenn Satzglieder von zwei Sätzen kreuzförmig zueinander angeordnet wurden, wurde der Chiasmus als Stilmittel verwendet. Ein Beispiel ist die Wortstellung "Subjekt - Prädikat - Zeitangabe" und ihre Umkehrung im folgenden Satz. Damit soll eine Aussage besonders hervorgehoben werden.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für einen Chiasmus: Ich lerne immer. Nie spiele ich.

7.1.11 Ellipse

Das Stilmittel der Ellipse bezeichnet einen grammatisch unvollständigen und verkürzten Satz. Du kannst die Bedeutung trotzdem erschließen.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiele für eine Ellipse: Erst die Pflicht, dann die Kür. Ende gut - alles gut.

7.1.12 Emphase

Das rhetorische Stilmittel der Emphase ist als Betonung des Begriffs als Hervorhebung und wird insbesondere in der gesprochenen Sprache deutlich. Hier spielt auch der Kontext eine Rolle, der dem Begriff einen zusätzlichen Sinn gibt.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für eine Emphase: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein. (Die Betonung liegt auf Mensch. Zitat von Goethe)

7.1.13 Enjambement

Das Enjambement ist ein Zeilensprung in einem Gedicht: Der Satz aus dem ersten Vers wird erst im zweiten Vers beendet. Bei einem starken Enjambement sind syntaktische Einheiten von einem Vers zum nächsten unterbrochen: Für sich gelesen ergibt ein einzelner Vers keinen Sinn mehr. Bei einem schwachen Enjambement bleiben die syntaktischen Einheiten bestehen. Starke Enjambements brechen die Struktur auf und das Lesen des Gedichts erzeugt ein Stocken. So kann zusätzliche Bedeutung transportiert werden.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für ein Enjambement:

Anders sein und anders scheinen,
Anders reden, anders

meinen,...
(Friedrich von Logau)

7.1.14 Enumeration

Die Enumeration ist die Aufzählung aller Teile, die einem übergeordneten Ganzen folgen kann (siehe Akkumulation) oder nicht. Die Wirkung einer Enumeration ist allumfassend. Es entsteht der Eindruck, als wäre alles gesagt. Die Verwendung ist mit und ohne Konjugationen möglich.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiele für eine Enumeration: ich und du; ich, du, er, sie; ich und du und er und sie

7.1.15 Epipher

Das Stilmittel Epipher verwendet gleiche Wörter oder Wortgruppen am Ende benachbarter Sätze. Der Text bekommt Rhythmus und Struktur. Er prägt sich besser ein. Das Stilmittel verstärkt die Aussage. Das Stilmittel wird daher gerne für Slogans in der Werbung verwendet.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für eine Epipher: Ende gut, alles gut.

7.1.16 Euphemismus

Der Euphemismus ist die verharmlosende oder beschönigende Umschreibung eines Begriffs, den der Sprecher oder Autor vermeidet. Unangenehme Wahrheiten sollen sprachlich verhüllt und positiver dargestellt werden. Das Stilmittel Euphemismus ist weit verbreitet in der Wirtschaft, der Politik, der Werbung, in der Literatur und im Alltag.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiele für einen Euphemismus: Der ursprünglich euphemistisch geprägte Begriff "Raumpflegerin" verdrängt "Putzfrau" aus dem Sprachgebrauch. Ein neu gebildeter Euphemismus ist "Parkettkosmetikerin". "Sie ist in anderen Umständen" anstelle von "schwanger".

7.1.17 Diminutiv

Der Diminutiv als Stilform ist die Verkleinerung oder Verniedlichung eines Nomens. Einige Diminutive haben sich im Sprachgebrauch verselbständigt.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für ein verselbständigtes Diminutiv: Brötchen aus Brot; weitere Diminutive: Aus Haus wird Häuschen; aus Hans wird Hänschen.

7.1.18 Hyperbel

Mit einer Hyperbel wird das rhetorische Stilmittel der Übertreibung bezeichnet. Die Übertreibung kann so weit gehen, dass der Inhalt schon unglaubwürdig erscheint: Die Übertreibung wird als unmöglich eingestuft. Außergewöhnliches wird dabei in der Bedeutung hervorgehoben.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für eine Hyperbel: Der Erntemonat, dargestellt in einem Brief an den Minister als die beste Ernte aller Zeiten, kam - und er war bitter.

7.1.19 Hypotaxe

Die Hypotaxe bezeichnet eine hierarchische Struktur. Einem Hauptsatz ist mindestens ein Nebensatz untergeordnet. Wenn in einem Text ein oder mehrere Satzkonstruktionen in dieser Art auftauchen, wurde das Stilmittel der Hypotaxe verwendet.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für eine Hypotaxe: Ich möchte gerne Fernsehen schauen, weil heute Abend ein guter Film läuft.

7.1.20 Inversion

Die Inversion als Stilmittel tauscht die übliche Reihenfolge der Satzglieder. Sie ist eine Möglichkeit des kreativen Sprachgebrauchs und wird durch den Erinnerungswert gern in der Werbung verwendet.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für eine Inversion: Sah ein Knab' ein Röslein stehn. (Goethe)

7.1.21 Ironie

Das Stilmittel der Ironie bedeutet ein uneigentliches Sprechen: Das Gesagte wird mit dem Gegenteil benannt. Um die Ironie als solche zu verstehen, muss der Empfänger den Kontext verstehen und kennen. Daher spielen besonders in der Kommunikation die übermittelten verbalen Signale wie Stimme und Unterton und die nonverbalen Signale wie Gestik und Mimik eine große Rolle. Schriftstellerisch gut umgesetzt kann die Ironie auch in Texten erkannt werden.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für eine Ironie: Die Familie will zu einem Wochenendausflug aufbrechen. Es fängt gerade an zu regnen. Der Kommentar des Vaters:"Das ist ja ein Bombenwetter!"

7.1.22 Kakophonie

Eine Abfolge von schlecht klingenden Lauten kann in der Literatur als Stilmittel eingesetzt werden. Unangenehm klingende unharmonische Laute kommen in Konsonantenverbindungen von Zischlauten und harten Konsonanten vor. Daneben findet sich das Stilmittel auch in Zungenbrechern.

Kategorie des Stilmittels: Klangfiguren

Beispiel für eine Kakophonie: Jetztzeit

7.1.23 Klimax

Das rhetorische Stilmittel der Klimax dient der Steigerung. In drei Stufen werden einzelne Wörter, Wortgefüge oder Satzteile aneinander gehängt, die sich vom schwächsten zum stärksten Ausdruck bewegen. Der letzte Begriff ist der Höhepunkt in der Aufzählung. Eine Funktion ist, beim Leser oder Zuhörer die Spannung zu steigern.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für ein Klimax: Ich kam, ich sah, ich siegte.

7.1.24 Litotes

Das rhetorische Mittel Litotes verwendet die Untertreibung, die Abschwächung des Gegenteils oder die Verneinung eines Begriffs, um ihn hierdurch hervorzuheben. Doppelte Verneinungen sind die Konstruktion für eine Litotes.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiele für eine Litotes: Er ist nicht der Ängstlichste. (Bedeutung: Er ist sehr mutig.) Das ist ja ein nettes Häuschen! (Die Aussage kann im Kontext heißen: Was für eine wahnsinnige, herrschaftliche Villa du hast!)

7.1.25 Maledictum (Schimpfwort)

Schimpfwörter werten Personen ab oder beleidigen sie. Als rhetorisches Mittel lassen sich Schimpfwörter für einen verbalen Angriff auf eine Person nutzen oder auch als Abwehrreaktion auf einen zuvor erfolgten Angriff.

Kategorie des Stilmittels: Sprachbilder

Bespiele für Schimpfwörter: Ein Schüler kippt sein Getränk in der Pause über einen Mitschüler. Dieser brüllt daraufhin: "Pass doch auf, du A****loch!"

7.1.26 Metapher

Eine Metapher wird verwendet, wenn der Bedeutungszusammenhang eines Wortes oder einer Wortgruppe in einen anderen Zusammenhang übertragen wird, ohne das zwischen den beiden Bedeutungen ein Vergleich vorliegt.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für eine Metapher: Der Begriff "Flaschenhals" schließt als Metapher eine semantische Lücke - die Umschreibung eines Flaschenhalses wäre zu umständlich: Die Gestalt des Halses auf dem Rumpf des menschlichen Körpers wird übertragen auf die aus Glas geformte Flasche. Das oberste enge Glasstück, in das Flüssigkeiten hinein kommen und aus dem Flüssigkeiten dosiert ausgegossen werden, erfährt die Bedeutungsübertragung als Flaschenhals.

7.1.27 Neologismus

Der Neologismus als Stilmittel ist eine Wortneuschöpfung und zeugt von einer lebendigen Sprache. Daneben unterstreicht ein Neologismus als Stilmittel die Originalität des Textes. Neologismen kommen unter gesellschaftlichem Wandel vor und werden auch gern in der Werbung verwendet.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiele für Neologismen: "Aprilfrische" für einen Weichspüler, "Ostalgie" aus Nostalgie und Ostdeutschland.

7.1.28 Onomatopoesie

Mit dem Stilmittel der Onomatopoesie werden außersprachliche Geräusche durch die Lautmalerei nachgebildet. Dabei können Nomen das Gemeinte nachbilden, so der Ausdruck "Uhu" für den Vogel oder "Wauwau" in der Babysprache für den Hund. Interjektionen wie "rumms" "peng" können Geräusche nachahmen. Anstatt einer umständlichen Umschreibung kann ein lautmalerischer neuer Begriff entstehen: "trompeten" für "auf der Trompete spielen".

Kategorie des Stilmittels: Klangfiguren

Beispiele für eine Onomatopoesie: Kuckuck, Uhu, Muh, Wauwau, trompeten, klirren

7.1.29 Oxymoron

Eine Verwendung von Wörtern einer weit entfernten oder gegensätzlichen Bedeutung bildet das Stilmittel Oxymoron. Dabei sind Wortzusammensetzungen und Wortverbindungen möglich.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für eine Wortzusammensetzung: bittersüß; Beispiel für eine Wortverbindung: stummer Schrei; teuflisch gut; offenes Geheimnis.

7.1.30 Palindrom

Wenn Wörter, Wortreihen oder Sätze rückwärts gelesen denselben Text ergeben - oder in abgeschwächter Form einen Sinn machen - werden sie als Palindrom bezeichnet. Dieses Stilmittel zeugt von der Kreativität der Sprache und kommt in der Literatur, Musik, Kunst und dem Alltag vor.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiele: für ein Wortpalindrom: Reittier, Rentner; als spezieller Fall eines Anagramms ergibt sich rückwärts gelesen ein neuer Sinn: Sarg - Gras; Nebel - Leben.

7.1.31 Paradoxon

Das Paradoxon bezeichnet als rhetorisches Mittel einen Widerspruch, der sich bei näherer Betrachtung auflöst. Die Formulierung des Gedankens ist dabei scheinbar überspitzt, absurd und widersinnig.

Kategorie des Stilmittels: Sprachbilder

Beispiel für ein Paradoxon: Weniger ist mehr. (Redewendung) Oberflächlich betrachtet scheint es ein Widerspruch zu sein, wie der Gehalt von "weniger als etwas" gleichzeitig "mehr als etwas" sein kann. Die Auflösung ist: Bleibe bei der Sache, fasse dich kurz und klar, keine Redundanz, kein leeres Gerede.

7.1.32 Parallelismus

Der Parallelismus als Stilmittel ist das Wiederholen der gleichen Wortreihenfolge in aufeinander folgenden Satzteilen oder Sätzen. Dadurch wird die Aussage verstärkt.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiel für einen Parallelismus: Kleine Kinder, kleine Sorgen - große Kinder, große Sorgen.

7.1.33 Parenthese

Bei einer Parenthese wird in eine Satzstruktur ein Satz oder Teilsatz eingeschoben, der grammatikalisch für sich allein steht.

Kategorie des Stilmittels: Sprachbilder

Beispiel für eine Parenthese: Napoleon hat - er war sich dessen bewusst - auf Guadeloupe 1802 die Sklaverei als verfassungsfeindlichen Akt wieder eingeführt.

7.1.34 Pars pro Toto

Bei dem Stilmittel Pars pro Toto (übersetzt aus dem Latein: ein Teil für das Ganze) steht ein Teil des Ganzen stellvertretend für das Ganze.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiele für Pars pro Toto: Der Begriff "Holland" wird fälschlicherweise mit den Niederlanden gleichgesetzt und so verwendet, ist aber nur eine Region in den Niederlanden. "Unter meinem Dach" steht für: "in meinem Haus".

7.1.35 Pleonasmus

Ein Pleonasmus ist das Aneinanderreihen von Wörtern mit der gleichen Bedeutung. Er dient dazu, Aussagen zu verstärken oder in der Literatur: den Leser noch stärker an die Handlung zu binden.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für ein Pleonasmus: Die Aussage "Ich habe das mit den eigenen Händen angefasst" ist viel plakativer als "Ich habe das angefasst".

7.1.36 Repetitio oder Repetition (Wiederholung)

Bei der rhetorischen Figur der Wiederholung werden einzelne Satzglieder erneut gebraucht. Dieses rhetorische Mittel steigert die Aussage und verstärkt die Eindringlichkeit. Die Repetitio fasst folgende Arten der Wiederholung zusammen. Die Wiederholungen, die an anderer Stelle schon behandelt wurden, sind Anapher, Epipher, Pleonasmus, Parallelismus und Tautologie.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiel für eine Repetitio: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Der Mohr kann gehen. (Schiller)

7.1.37 Rhetorische Frage

Wenn der Fragende das Stilmittel der rhetorischen Frage anwendet, erwartet er keine Antwort auf seine Frage. Mit der rhetorischen Frage geht es dem Sprecher vielmehr darum, seiner Aussage eine verstärkende Wirkung zu verleihen. In der Analyse ist es wichtig, auf den Gesamtkontext zu achten, in dem die rhetorische Frage gefallen ist. Suggestive, manipulative rhetorische Fragen, die eine Aussage sind und in Fragen verkleidet werden, müssen immer im Kontext gesehen werden.

Kategorie des Stilmittels: Satzfiguren

Beispiele für eine rhetorische Frage: Die Mutter betritt ein unordentliches Jugendzimmer: Ist das denn möglich? Sie erwartet von ihrem Kind keine Antwort. Eigentlich erwartet sie, dass ihr Kind schon längst das Zimmer hätte aufräumen sollen und ist verärgert.

7.1.38 Sarkasmus

Die rhetorische Stilfigur Sarkasmus verspottet eine gegnerische Position oder Person und macht sie für den Zuhörer oder Leser lächerlich. Das gelingt durch Ironie, beißende Schärfe, Hohn oder Boshaftigkeit. Um den Sarkasmus als solchen zu erkennen, brauchst du das Hintergrundwissen über den dargestellten Sachverhalt in seinem Kontext.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiel für Sarkasmus: Ein Büroangestellter sitzt in der Mittagspause auf einer Bank und sonnt sich. Als dessen Chef ihn sieht, sagt er zu ihm: "Überarbeiten Sie sich bloß nicht!“

7.1.39 Symbol

Die Stilfigur des Symbols benutzt eine stellvertretende und vereinfachte Darstellung eines Sachverhalts oder eines Objekts. Es gilt exemplarisch als repräsentativ in der Vielfalt. Für Symbole muss der Kontext bekannt ein, um sie als Symbol verstehen zu können.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Beispiele für Symbole: die weiße Friedenstaube, das Kreuz für das Christentum.

7.1.40 Synästhesie

Als Stilmittel bezeichnet die Synästhesie eine Besonderheit in der menschlichen Wahrnehmung von Sinnesreizen: Mehrere Sinneseindrücke werden miteinander vermischt, indem ihnen Eigenschaften zugeschrieben werden, die mit dem Sinnesorgan nicht erfasst werden können. Das Stilmittel wird besonders in der Romantik angewendet, kommt aber in allen literarischen Gattungen und Epochen vor.

Kategorie des Stilmittels: Tropen

Bespiele für eine Synästhesie: "Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit." Den Klang von Glocken kann man nicht schmecken. Es wird das Bild suggeriert, das der Klang der Glocken so aufgenommen wird, als wäre er aus einem süßen Weihnachtsplätzchen, das auf der Zunge zergeht.

7.1.41 Tautologie

Das Stilmittel der Tautologie arbeitet mit der inhaltlichen Wiederholung als semantische Redundanz. Sie kann einer Betonung dienen.

Kategorie des Stilmittels: Wortfiguren

Beispiele für Tautologien: Der weiße Schimmel; Spiel ist Spiel. Krieg ist Krieg.

7.1.42 Vergleich

Als Stilmittel ist der Vergleich eine Gegenüberstellung von mindestens zwei sprachlichen Bildern oder Gegenständen. Der Vergleich als Stilmittel dient dazu, Ähnlichkeiten oder Unterschiede besonders zu betonen. Bei dem Vergleich von Gemeinsamkeiten verwendet man das Adverb "wie", bei Gegensätzen "als".

Kategorie des Stilmittels: Sprachbilder

Bespiele für einen Vergleich: Der Gepard beschleunigt wie ein Auto. Wasser ist besser als Limo.

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.

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