Jargon
Autor: Silvan Maaß
Auch in der Sprache gibt es so etwas wie "Insider". Greift eine Gruppe in der internen Kommunikation auf Wörter oder Wortverbindungen zurück, die speziell auf sie zugeschnitten und mitunter nach außen hin gar nicht mehr verständlich sind, dann bedienen sich diese Menschen eines "Jargons". Doch was genau verbirgt sich dahinter und wie lässt sich dessen Verwendung eingrenzen?
INHALTSVERZEICHNIS
- Definition: Definition: Was ist Jargon?
- Herkunft: Woher kommt der Begriff Jargon?
- Klassifikation: Wie lässt sich der Jargon unterteilen?
- Jargon Beispiele
1. Definition: Was ist Jargon?
Der Begriff "Jargon" wird zumeist mit "Kauderwelsch" oder "Slang" übersetzt, wobei die Begrifflichkeiten nicht deckungsgleich sind. Der Duden definiert den Jargon als:
Das Vokabular eines Jargons gehört also nicht zum standardisierten Sprachgut, sondern es ist einer kleinen Menge an Personen, einem Gewerbe oder einer Subkultur vorbehalten. Die Betitelung als "Kauderwelsch" geht hierbei nicht von dieser exklusiven Gruppe aus, sondern sie ist vielmehr eine Fremdbezeichnung, ausgeübt von denjenigen außerhalb des Jargons, welchen der verwendete Wortschatz unverständlich bleibt.
Obwohl der Jargon häufig mit dem Slang gleichgesetzt wird, muss hier durchaus eine klare Abgrenzung getroffen werden: Im Vergleich der beiden Termini fällt der "Slang" noch eher unter die Sparte des Soziolekts. Während der Jargon oft auf eine bestimmte Fachterminologie verweist, ist der Begriff des Slangs negativ konnotiert und kann sich auch gegen eine legere, teilweise fehlerbehaftete Aussprache richten. Beizeiten wird statt "Slang" jedoch auch "Jargon" als Markierung einer solchen Sprechweise verwendet, weshalb die Begriffe in bestimmten Kontexten als Synonyme benutzt werden können.
2. Herkunft: Woher kommt der Begriff Jargon?
Wie der Name schon anklingen lässt, stammt der Terminus "Jargon" nicht aus dem Deutschen. Sein Ursprung liegt in der französischen Sprache. Hier ist der Begriff seit dem 13. Jahrhundert als Entlehnung des altfranzösischen "gargun", was soviel wie "Gezwitscher" bedeutet, bekannt.
Laut Überlieferungen tauchte der Begriff wieder vermehrt im 15. Jahrhundert als Bezeichnung für eine Geheimsprache der "Coquillarden" (Muschelbrüder ) von Dijon auf. Hierbei handelte es sich um eine kriminelle Bande, die sich mithilfe des Jargons (certain langaige de jargon) verständigte.
Vor etwa zweihundert Jahren wurde der "Jargon" dann ins Deutsche übernommen. Fortan bezog er sich auf eine typische deutsche Sprache einer bestimmten Gruppe.
3. Klassifikation: Wie lässt sich der Jargon unterteilen?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Jargon um eine Sondersprache, die von bestimmten sozialen Schichten oder (Berufs)gruppen verwendet wird. In diesem Rahmen unterscheidet man deshalb auch grundsätzlich zwei Typen - den Fachjargon sowie den Szenejargon. Eine Ausnahme stellt der Bildungsjargon dar.
3.1 Fachjargon
Fachjargon ist die Umgangssprache von Mitgliedern eines bestimmten Faches. Dabei lässt sich der Begriff "Fach" als ein mehr oder weniger spezialisierter menschlicher Tätigkeitsbereich (meist eines Berufes) auffassen. Der Fachjargon ist daher auch nur von Mitgliedern bzw. Kennern dieses Bereichs zu verstehen. Im Gegensatz zur Fachsprache ist er nicht standardisiert und wird daher auch nicht kontrolliert.
3.2 Szenejargon
Szenejargon ist die Umgangssprache von Mitgliedern einer bestimmten Szene. Unter "Szene" versteht man in diesem Zusammenhang eine Gruppe von Menschen, die sich durch gemeinsame Interessen und Vorlieben auszeichnet. Der Szenejargon ist somit nur von Mitgliedern oder Kennern dieser Gemeinschaft zu verstehen. Auch er ist weder standardisiert noch wird er kontrolliert.
3.3 Ausnahme: Bildungsjargon
Eine besonders pejorative Konnotation erhält der Jargon, wenn vom Bildungsjargon die Rede ist. Er lässt sich weder als Fachjargon noch als Szenejargon einordnen. Wer in diese Richtung hin kommuniziert, spricht absichtlich gekünstelt und inhaltslos, um einen höheren Bildungsstand und somit eine Zugehörigkeit zum intellektuellen Bürgertum vorzutäuschen. Eine Person, die sich des Bildungsjargons bedient, kann leicht entlarvt werden, da ihr Kenntnisstand zumeist auf Halbwissen und leeren Floskeln beruht.
4. Jargon Beispiele
Der Jargon hat zahlreiche Facetten. Einige Beispiele aus dem Szenejargon möchten wir anhand der folgenden Beispiele aufzeigen.
4.1 Fußballjargon
Der Fußballjargon ist ein recht einflussreicher Jargon. Viele seiner Wörter werden in einem größeren Rahmen verwendet und von zahlreichen Menschen verstanden. Zu nennen sind hier beispielsweise "Notbremse" (Vereitelung einer klaren Torchance, häufig verbunden mit einer Roten Karte), "Schwalbe" für ein vorgetäuschtes Foul oder "Blutgrätsche" für ein heftiges Foul.
4.2 Gamersprache
Eine Sonderform des Netzjargons ist die Gamersprache, bei der gemeinhin über Anglizismen oder Emoticons kommuniziert wird.
4.3 Hip-Hop-Jargon
Im musikalischen Genre ist der Hip-Hop-Jargon am einflussreichsten (zum Beispiel der Begriff "dissen" für beleidigen). Ein Jargon wie dieser kann zu einem gewissen Teil auch Eingang in die Jugendsprache oder Umgangssprache finden und somit einer größeren Gruppe von Menschen verständlich werden.
4.4 Knastjargon
Ein typisches Beispiel für einen Jargon, dessen Funktion eindeutig in der Kodierung liegt, ist der Knastjargon ("Bello" für die Toilette oder "Kuckuck" für eine Petze). Das der Wortschatz dieses Jargons nicht von allen verstanden wird ist wohl verständlich, da die meisten Menschen noch nie ein Gefängnis von innen gesehen haben.
4.5 Netzjargon
Vor allem unter den jüngeren Generationen verbreitet ist der Netzjargon. Hierbei kommen primär Abkürzungen und Anglizismen zum Einsatz, etwa "LMFAO" für "lachen" oder "Thumb" für "Thumbnail (Vorschaubild)".
4.6 Soldatensprache
Die Soldatensprache ist die Sprache, die unter Soldaten gesprochen wird. Sie ist nicht zu vergleichen mit der offiziellen Gefechts- und Kommandosprache.
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Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.
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Statistiken
- Abkürzungen 5.243
- Adjektiv 14.452
- Dialekt 4.805
- Soziolekt 6.529
- Umgangssprache 3.749
- Nomen 108.627
- Verb 14.748
- Synonyme 1.515.578
- Neologismen 869
- Grüße 264
- Redewendungen 2.663
- Sprichwörter 1.489
- Sprüche 479
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