Satzlehre

Autor: Silvan Maaß

Im Wörterbuch: Syntax, Satzlehre

Satzlehre - Alles was du darüber wissen musst!

Die Satzlehre, auch bekannt als Syntax, befasst sich mit den Regeln und Strukturen, nach denen Wörter bzw. Wortgruppen zu Sätzen angeordnet werden, um eine korrekte und verständliche Aussage zu erzeugen. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Grammatik.

1. Satzarten

Die Satzlehre kennt folgende fünf Satzarten:

Satzart Beispiele
Aufforderungssatz (Imperativsatz) Hör auf zu rennen!
Ausrufesatz (Exklamativsatz) Bist du aber schnell gerannt!
Aussagesatz (Deklarationssatz) Das Kind rennt.
Fragesatz (Interrogativsatz) Rennt das Kind?
Wunschsatz (Desiderativsatz) Würde ich doch nur schneller rennen können!

2. Satzglieder

Im Deutschen gibt es verschiedene Satzglieder (alle Bestandteile eines vollständigen Satzes), in die ein Satz zerlegt werden kann. Den Kern bilden das Subjekt (Nomen) und das Prädikat (Verb), die das Satzminimum darstellen, um einen grammatisch vollständigen Satz zu formen.

Unverzichtbare Satzglieder Verzichtbare Satzglieder
Subjekt (Ein Nomen in Form einer Person oder Sache, die eine Handlung ausführt.) Objekt (Eine Ergänzung, die vom Prädikat gefordert wird.): Akkusativobjekt, Dativobjekt, Genitivobjekt, Präpositionalobjekt
Prädikat (Konjugiertes Verb, das aussagt, was in einem Satz passiert.) Adverbiale Bestimmung (Satzglieder, die weder Subjekt, Objekt noch Prädikativ sind.): Lokaladverbiale, Temporaladverbiale, Kausaladverbiale, Modaladverbiale, Finaladverbiale, Instrumentaladverbiale, Konditionaladverbiale, Konzessivadverbiale, Konsekutivadverbiale
Prädikativ (Gibt eine Eigenschaft an, die sich auf das Subjekt oder das Objekt des Satzes bezieht.)

2.1 Satzglieder erkennen

Mit Hilfe der Umstellprobe, auch bekannt als Verschiebeprobe, lässt sich herausfinden, ob es sich bei einem Wort bzw. einer Wortgruppe um ein Satzglied handelt oder nicht. Dazu müssen sie verschoben werden. Ihre Form darf dabei nicht verändert werden! Ist die Umstellprobe beendet, muss der Satz grammatisch korrekt bleiben und dessen Bedeutung unverändert sein.
Achtung, das Prädikat hat bei Aussagesätzen stets eine feste Position im Satz! Die finite Verbform steht hierbei immer an zweiter Stelle.

Das folgende Beispiel beinhaltet drei Umstellproben, bei denen das Prädikat stets an 2. Stelle steht:

Ich esse morgen um 14 Uhr in der Mensa.
Morgen esse ich um 14 Uhr in der Mensa.
Um 14 Uhr esse ich morgen in der Mensa.
In der Mensa esse ich morgen um 14 Uhr.

Hinweis: Neben der zweiten Stelle bei Aussagesätzen kann das Prädikat bei anderen Satzarten auch an anderer Stelle stehen. So ist auch die erste Satzgliedstelle möglich, die dann die finite Verbform einnimmt. Sollten weitere Prädikatsteile vorhanden sein, stehen diese am Ende des Satzes.

einteiliges Prädikat Kauft Anton neue Schuhe für 200 Euro?
mehrteiliges Prädikat Wird Anton neue Schuhe für 200 Euro kaufen?

Zudem ist auch die letzte Satzgliedstelle möglich. In diesem Fall stehen übrige Prädikatsteile, sofern vorhanden, an der vorletzten Stelle im Satz vor der finiten Verbform.

einteiliges Prädikat ..., dass Anton neue Schuhe für 200 Euro kauft.
mehrteiliges Prädikat ..., dass Anton neue Schuhe für 200 Euro kaufen wird.

Eine Ausnahme bilden Modalverben, wenn diese einen Infinitiv regieren und im Perfekt oder Plusquamperfekt stehen. In diesem Fall wird nicht das Partizip II sondern der Infinitiv benutzt. Das benötigte Hilfsverb zur Bildung des Perfekts oder Plusquamperfekts steht dann nicht am Ende des Satzes, sondern vor den infiniten Verbformen.

..., weil er zur Arbeit habe gehen müssen.
..., dass er das Fahrzeug nicht vor der Einfahrt hat stehenlassen dürfen.

2.2 Satzglieder bestimmen

Bestimmt man Satzglieder, ordnet man ihnen ihre Aufgaben und Funktionen zu. Dies tut man, indem man nach ihnen fragt. Hierfür verwendet man Fragewörter oder Satzfragen.
Eine Ausnahme bildet das Prädikativ (Gleichsetzungsnominativ). Es dient als Ergänzung zu Verben wie "sein", "werden", "bleiben", "heißen", "scheinen" oder "sich erweisen als" und bezeichnet eine Gleichsetzung, die aus verschiedenen Wortarten bestehen kann und die sich nur auf das Subjekt bezieht.

Satzglieder Fragewörter / Satzfragen Beispiele
Subjekt Wer oder Was? Der Mann ist lustig.
Prädikat Was passiert? Was macht das Subjekt? Vanessa träumt.
Akkusativobjekt Wen? oder Was? Tim repariert sein Fahrrad.
Dativobjekt Wem? Das Buch gehört ihm.
Genitivobjekt Wessen? Die Bewertung des Sachverständigen war positiv.
Präpositionalobjekt Präposition + Wen?, Wem? oder Was? Sie ging mit ihrem Hund durch den Park.
Lokaladverbiale (Adverbiale Bestimmung des Ortes / Raumes) Wo?, Woher? oder Wohin? Er wartete am Bahnhof auf den Zug.
Temporaladverbiale (Adverbiale Bestimmung der Zeit) Wann?, Wie oft? oder Wie lange? Abends gehe ich ins Kino.
Modaladverbiale (Adverbiale Bestimmung der Art und Weise) Wie? oder Auf welche Art und Weise? Er arbeitet sorgfältig an seinem Projekt.
Kausaladverbiale (Adverbiale Bestimmung des Grundes) Warum? oder Weshalb? Aufgrund des schlechten Wetters fällt das Konzert aus.
Finaladverbiale (Adverbiale Bestimmung des Zwecks / der Absicht) Wozu? Ich lerne fleißig, um meine Prüfung zu bestehen.
Instrumentaladverbiale (Adverbiale Bestimmung des Mittels) Womit? oder Wodurch? Er schrieb den Brief mit einem blauen Kugelschreiber.
Konditionaladverbiale (Adverbiale Bestimmung der Bedingung) In welchem Falle? oder Unter welchen Bedingungen? Wenn das Wetter gut ist, werden wir einen Ausflug machen.
Konzessivadverbiale (Adverbiale Bestimmung der Einräumung) Trotz welcher Tatsache? Obwohl er sehr müde war, blieb er bis spät in die Nacht auf.
Konsekutivadverbiale (Adverbiale Bestimmung der Folge) Mit welcher Folge oder Wirkung? Das Buch war so spannend, es hat mich die ganze Nacht wach gehalten.
Prädikativ - Ronaldo ist Fußballer. Er erweist sich als sehr torgefährlich.

2.3 Satzglieder durch Attribute erweitern

Attribute sind Zusätze oder Ergänzungen eines Satzes, die in den meisten Fällen dazu dienen, ein Nomen genauer zu beschreiben. Im Gegensatz zu eigenständigen Satzgliedern wie Subjekt, Prädikat, Objekt und Adverbiale sind Attribute keine eigenständigen Satzglieder, sondern Teil eines Satzgliedes.

Attribute Beispiele
Adjektiv als Attribut Die alte Frau war in heller Aufregung.
Partizip als Attribut die brennende, eiternde Wunde
Pronomen als Attribut meine Kinder
Adverb als Attribut Die Hose dort finde ich sehr schön.
Verb im Infinitiv die Begabung zu singen
Numerale als Attribut Der vierte Platz ist undankbar.
Genitivattribut Die Haare meiner Schwester sind rot.
Präpositionales Attribut ein Spiel ohne Tore, die Spannung beim Spiel
Apposition Alex liebt seinen Hund, eine einjährige Dogge.
Relativsatz Das Bild, das Nicole gemalt hat, war wunderschön.

3. Satzgefüge (Hypotaxe)

Das Satzgefüge besteht aus Hauptsatz und Nebensatz.

3.1 Hauptsatz

Hauptsätze sind eigenständige Sätze, die grammatikalisch vollständig sind. Sie bestehen also aus mindestens zwei Satzgliedern - dem Subjekt und dem Prädikat. Zusammen bilden sie das Satzminimum.

Anja (Subjekt) läuft (Prädikat).

3.2 Nebensatz

Nebensätze, auch Gliedsätze rsp. Gliedsatz genannt, sind ohne Hauptsätze nicht verständlich. Sie stehen in einem untergeordneten Verhältnis zu ihnen und erfüllen eine ergänzende oder erklärende Funktion. Dabei können sie vor oder nach einem Hauptsatz stehen oder eingeschoben werden. Haupt- und Nebensatz werden stets durch ein Komma getrennt:

Obwohl er zu spät kam, durfte er die Klassenarbeit mitschreiben.
Er durfte die Klassenarbeit mitschreiben, obwohl er zu spät kam.
Er darf, obwohl er zu spät kam, die Klassenarbeit mitschreiben.

Folgende Arten von Nebensätzen gibt es:

3.2.1 Adverbialsatz

Nebensätze, die für ihren übergeordneten Satz die Rolle einer adverbialen Bestimmung spielen, werden als Adverbialsätze (auch Umstandssatz, Verhältnissatz) bezeichnet. Es gibt folgende Bedeutungstypen:

Bedeutungstyp Beispiele
Lokalsatz (Ortssatz) Die Veranstaltung ist dort, wo das Festgelände gebaut wurde.
Temporalsatz (Zeitsatz) Sie joggt, solange es nicht regnet.
Modalsatz (Gibt an, auf welche Art und Weise etwas geschieht.) Sie brüllt, ohne an ihre Nachbarn zu denken.
Kausalsatz (Begründungssatz) Er schläft, weil er müde ist.
Finalsatz (Zwecksatz / Absichtssatz) Sie lernt, damit sie ihre Prüfung besteht.
Instrumentalsatz (Gibt das Mittel zur Verwirklichung des Sachverhalts an.) Sie studiert, wobei ihr besonderes Interesse der Verhaltensforschung gilt.
Konditionalsatz (Bedingungssatz) Ich lese, falls ich genug Zeit habe.
Konzessivsatz (Einräumungssatz) Er lacht, obwohl er krank ist.
Konsekutivsatz (Folgesatz) Der Regen war so stark, dass die Straßen überflutet wurden.

Hinweis: Die Fragen nach den Adverbialsätzen sind dieselben wie bei den Adverbialen.

3.2.2 Attributsatz

Attribute sind keine eigenständigen Satzglieder, sondern Satzgliedteile. Auch sie lassen sich in Nebensätze verwandeln.

Das gestohlene Auto wurde gefunden.
Das Auto, das gestohlen wurde, wurde gefunden.

Hinweis: Attributsätze sind häufig Relativsätze, die durch Relativpronomen oder Relativadverbien eingeleitet werden.

Die Statue, die er auf der Auktion ersteigert hat, ist gestern gestohlen worden.
Der Ort, wo ich zur Welt kam.

Darüber hinaus können Attributsätze auch als Interrogativsatz vorkommen:

Die Oma fragte ihr Enkelkind: "Welches Spiel magst du am liebsten?"
Die Oma fragte ihr Enkelkind, ob es ein Lieblingsspiel habe.
3.2.3 Weitere Untertypen von Nebensätzen

Genau wie die Adverbiale können auch die Satzglieder Subjekt, Prädikat und Objekt in Nebensätze verwandelt werden:

Nebensatztyp Beispiele
Subjektsatz Der Autoverkäufer kauft auch Autos.
Wer Autos verkauft, der kauft auch Autos.
Prädikativsatz Steffi Graf war eine Tennisspielerin.
Steffi Graf war es, die Tennis spielte.
Objektsatz Er überwachte den Wahlverlauf.
Er überwachte, wie die Wahl verlief.

4. Satzreihe (Parataxe)

Im Gegensatz zum Satzgefüge besteht die Satzreihe aus zwei oder mehr Hauptsätzen, die sich mit einem Komma oder einem Semikolon verbinden lassen.

Die Sonne ging langsam unter; der Himmel färbte sich in warmen Farbtönen.

Zudem sind auch Verknüpfungen von Hauptsätzen mit einer nebenordnenden Konjunktion möglich. Diese bewirkt eine inhaltliche Beziehung in den Satzverbindungen. Folgende Beziehungen lassen sich unterscheiden:

Art der Satzverbindung Beispiele
Kopulative Satzverbindung (Eine Verkettung von mindestens zwei syntaktisch gleichwertigen Sätzen.) Er wohnt in Nürnberg, und sein Bruder wohnt in München.
Disjunktive Satzverbindung (Der Inhalt des ersten Hauptsatzes wird durch den zweiten - oder umgekehrt - ausgeschlossen.) Sie gewinnen, oder sie steigen ab.
Adversative Satzverbindung (Der Inhalt des zweiten Hauptsatzes steht im Gegensatz zu dem des ersten.) Er spricht schon gut Englisch, aber er muss noch üben.
Restriktive Satzverbindung (Der zweite Hauptsatz schränkt die Aussage des ersten ein.) Du hast recht, aber ich probiere es trotzdem.
Kausale Satzverbindung (Der zweite Hauptsatz beinhaltet den Grund für den Sachverhalt des ersten.) Er kommt früher, denn der Stau hat sich aufgelöst.
Konsekutive Satzverbindung (Der zweite Hauptsatz gibt die Folge der im ersten Satz getroffenen Aussage an.) Ich habe kein Zeit, deshalb kann ich nicht kommen.
Konzessive Satzverbindung (Der zweite Hauptsatz nennt die Folge, die im Gegensatz zu der im ersten Satz genannten Aussage steht.) Er kann nicht gewinnen, trotzem will er nicht aufgeben.

Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.

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