Kofferwort
Autor: Silvan Maaß
Kofferwörter sind ein wichtiger Bestandteil unserer Sprache und der täglichen Kommunikation. Doch was ist darunter eigentlich zu verstehen? Hier erfährst du alles Wissenswerte rund ums Thema.
INHALTSVERZEICHNIS
- Definition: Was ist ein Kofferwort?
- Zu welcher Wortbildungsart gehört das Kofferwort?
- Woher stammt der Begriff "Kofferwort"?
- Wozu werden Kofferwörter verwendet?
- Abgrenzungen
- Bekannte Kofferwort Beispiele
- Kofferwort Liste
1. Definition: Was ist ein Kofferwort?
Ein Kofferwort - auch Portmanteau oder Schachtelwort genannt - ist ein Wort, das durch Verschmelzung von zwei oder noch mehr unabhängigen Wörtern entstanden ist, die zusammen einen inhaltlich neuen Begriff bilden. Kofferwörter verweisen also auf das Konzept des Packens von Gegenständen in einen Koffer, die sich auf Reisen miteinander vermengen.
2. Zu welcher Wortbildungsart gehört das Kofferwort?
Kofferwörter werden gebildet. Ihnen liegt also eine Wortbildungsart zugrunde. Sprachwissenschaftlich werden sie zur Komposition gezählt und von vielen Wissenschaftlern derem Untertyp Kontamination zugerechnet, bei der morphologisch betrachtet zwei Typen zu unterscheiden sind. Die Komposita, deren Einheiten keine gemeinsamen Lautfolgen haben und die daher nach Kriterien der Aussprechbarkeit verschmolzen werden, sowie die Komposita, deren Einheiten gemeinsame Laut-Buchstabenfolgen haben, in denen sie sich überschneiden. Andere Sprachwissenschaftler verorten das Kofferwort hingegen eher als Sonderform des Kompositums, was durch die häufig mangelnde Beziehung zwischen den Wörtern bzw. ihren Bedeutungen der beteiligten Ausgangslexeme erklärt wird.
Passend zu der herrschenden Divergenz kennt die Literatur im Deutschen natürlich auch zahlreiche Bezeichnungen für die Bildung von Kofferwörtern. Man spricht u.a. von Amalgamierung, Kontraktion, Wortkreuzung, Wortverschmelzung oder Zusammenziehung.
3. Woher stammt der Begriff "Kofferwort"?
Der Begriff "Kofferwort" ist ein Determinativkompositum aus den beiden Substantiven "Koffer" und "Wort". Er stammt ursprünglich aus dem Englischen und ist eine Erfindung des britischen Schriftstellers Lewis Carroll (1832-1898). Dieser nutzte ihn erstmalig in "Alice hinter den Spiegeln" aus dem Jahr 1871 - der Fortsetzung seines berühmten Kinderbuches "Alice im Wunderland". Hierin bringt Carroll seinen Lesern in Kapitel 6 "Goggelmoggel" (engl. Humpty Dumpty) das Konzept des Kofferwortes nahe, indem er es im Nonsensgedicht Jabberwocky erwähnt und Alice von "Humpty Dumpty" erklären lässt. Dieser verglich das Wort "slithy" (Zusammensetzung aus "lithe" and "slimy") auf die Frage von Alice, was das Wort denn bedeuten würde, mit einem Portmanteau (Handkoffer), der zwei Bedeutungen in einem Wort verpackt.
Jabberwocky
Twas brillig, and the slithy toves
Did gyre and gimble in the wabe;
All mimsy were the borogoves,
And the mome raths outgrabe.
Lewis Carroll (1832-1898)
4. Wozu werden Kofferwörter verwendet?
Die Verwendung von Kofferwörtern in der Sprache sind vielfältig, wie die folgende Liste verdeutlicht:
- Kreative Ausdrucksweise: Kofferwörter ermöglichen es uns, Dinge auf kreative Weise zu beschreiben. Sie eröffnen einen Spielraum für sprachliche Innovation, etwa um komplexe Begriffe oder Zusammenhänge in einem einzigen Wort zu vereinen oder Botschaften zu transportieren (Beispiel: "Bionade", eine biologisch hergestellte Limonade). Durch die Kombination verschiedener Wörter entstehen neue Bedeutungen und Nuancen, die die Sprache bereichern.
- Effiziente Kommunikation: Kofferwörter können dazu beitragen, Informationen schnell zu vermitteln. Da sie mehrere Wörter in einem einzigen Wort vereinen, ermöglichen sie eine kompakte Ausdrucksweise. Dies kann besonders in informellen Gesprächen, im Journalismus oder in der Werbung von Vorteil sein, um komplexe Ideen oder Konzepte auf den Punkt zu bringen.
- Beschreibung von Phänomenen oder Trends: Kofferwörter können neue Phänomene oder Trends beschreiben, für die es zuvor keine passenden Begriffe gab. Dadurch tragen sie dazu bei, sprachliche Lücken zu füllen und neue Entwicklungen in der Gesellschaft oder Kultur zu erfassen. Oft werden sie verwendet, um technologische Innovationen, soziale Trends oder kulturelle Mischformen zu beschreiben.
- Einfachere Kommunikation in bestimmten Kontexten: In einigen Bereichen, wie beispielsweise der Technologie, Medizin oder Wissenschaft, können Kofferwörter dazu beitragen, komplexe Fachbegriffe oder Konzepte leichter verständlich zu machen. Sie ermöglichen es Fachleuten, ihre Fachsprache in einer verständlicheren Form zu nutzen und so mit einem breiteren Publikum zu kommunizieren.
- Ausdruck von Identität und Zugehörigkeit: Kofferwörter können auch zur Bildung von Gruppenidentitäten oder zur Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft dienen. Sie können spezifische Sprachcodes oder Insiderwissen schaffen und somit eine gemeinsame Sprache und Verständnisbasis zwischen Menschen herstellen, die ähnliche Interessen, Hobbys oder Lebensstile teilen.
5. Abgrenzungen
Kofferwörter sollten wie folgt abgegrenzt werden, um sie richtig zu verstehen und zu nutzen:
- Derivation (Beispiel: Gold → goldig)
- Haplologie (Beispiel: Selbstständigkeit → Selbständigkeit)
- Kunstwort (Beispiel: "Elmex")
- Kurzwort (Beispiel: Untergrundbahn → U-Bahn)
- Portmanteau-Morphem (Beispiel: in + dem → im)
6. Bekannte Kofferwort Beispiele
- Adilette (Adidas + Sandalette)
- Brexit (britain + exit)
- Bollywood (Bombay + Hollywood)
- Brunch (breakfast + lunch)
- Cheeseburger (cheese + Hamburger)
- Emoticon (Emotion + Icon)
- Infotainment (Information + Entertainment)
- Podcast (iPod + Broadcast)
- Schlepptop (schleppen + Laptop)
- Workaholic (work + alcoholic)
7. Kofferwort Liste
- Abrissparty (Abriss + Party)
- Adilette (Adidas + Sandalette)
- Adware (advertisement + Software)
- Aquaponik (Aquakultur + Hydroponik)
- Arabellion (Arabien + Rebellion)
- Avionik (Aviatik + Elektronik)
- Backronym (back + acronym)
- Bankfurt (Bank + Frankfurt)
- Beerware (beer + Software)
- Belfie ()
- Besserwessi (Besserwisser + Wessi)
- Bionik (Biologie + Technik)
- Bit (binary + digit)
- Blaxploitation (Blacks + exploitation)
- Blog (Web + log)
- Blogosphäre (Blog + Sphäre)
- blün (blau + grün)
- Bollywood (Bombay + Hollywood)
- Brangelina (Brad + Angelina)
- Brexit (britisch + Exit)
- brontal (brutal + frontal)
- Brony (bro + pony)
- Brunch (breakfast + Lunch)
- Burkini (Burka + Bikini)
- Byte (binary + digit)
- Camcorder (camera + recorder)
- Cheeseburger (cheese + Hamburger)
- Chemtrail (Chemie + Contrail)
- chillaxing (chillen + relaxing)
- Coopetition (cooperation + competition)
- Creepypasta ()
- Crowdsourcing (crowd + sourcing)
- Cultivar (cultivated + variety)
- Datei (Daten + Kartei)
- Demokratur (Demokratie + Diktatur)
- denglisch (Deutsch + Englisch)
- Denglisch (Deutsch + Englisch)
- Digicam (digital + camera)
- Dramedy (Drama + Comedy)
- drölf (drei + zwölf)
- drudeln (doodle + riddle)
- Elektronik (Elektron + Technik)
- Emoticon (Emotion + Icon)
- Erdowahn ()
- Eurasien (Europa + Asien)
- Fanzine (Fan + magazine)
- Favicon (favorite + Icon)
- Fintech (finance + tech)
- Freemium (free + premium)
- Genom (Gen + Chromosom)
- Göffel (Gabel + Löffel)
- Grexit (griechisch + Exit)
- Grusical (gruseln + Musical)
- Hypermedia (Hypertext + Multimedia)
- Illbient (Ambient + ill)
- Immunescape (immune + escape)
- Infomercial (Information + commercial)
- Informatik (Information + Automatik)
- Infotainment (information + Entertainment)
- jein (ja + nein)
- Jostabeere (Johannisbeere + Stachelbeere)
- Kidfluencer (Kid + Influencer)
- Koopkurrenz (Kooperation + Konkurrenz)
- Liger (lion + Tiger)
- Mainhattan (Main + Manhattan)
- Malware (malicious + Software)
- Mechatronik (Mechanik + Elektronik)
- Mediathek (Medien + Theke)
- Medicane (mediterranean + hurricane)
- Memristor (memory + resistor)
- Merkozy (Merkel + Sarkozy)
- Microsoft (Microcomputer + Software)
- Mockbuster (Mock-up + Blockbuster)
- Mocktail (mock + Cocktail)
- Mockumentary (mock + documentary)
- Morphonem (Morph + Phonem)
- Motel (Motor + Hotel)
- Nescafé (Nestlé + Café)
- Netiquette (Internet + Etikette)
- Netizen (Internet + citizen)
- neurotypisch (neurologisch + typisch)
- Niacin (nicotinicacid + Vitamin)
- nichtsdestotrotz (nichtsdestoweniger + trotzdem)
- Nipplegate (Nippel + Watergate-Affäre)
- Obamacare (Obama + healthcare)
- Organigramm (Organisation + Diagramm)
- Osram (Osmium + Wolfram)
- paraxial (para + axial)
- Parsec (parallax + second)
- Pastafarianismus (Pasta + Rastafarianismus)
- Pathogenität (Pathos + Genesis)
- Permalink (permanent + Hyperlink)
- Phablet (Phone + Tablet)
- Pheromon (phérein + Hormon)
- Phubbing (phone + snubbing)
- Podcast (iPod + Broadcast)
- Pokémon (pocket + Monster)
- Politesse (Polizei + Hostess)
- Prekariat (prekär + Proletariat)
- Prequel (pre- + Sequel)
- Prosument (Produzent + Konsument)
- Pykrete (Pyke + concrete)
- Rockoon (rocket + balloon)
- Schiege (Schaf + Ziege)
- Schlepptop (schleppen + Laptop)
- schnieseln (Schnee + nieseln)
- Schwampel (schwarz + Ampel)
- Sexting (Sex + texting)
- Slacktivism (slacker + activism)
- Smog (smoke + fog)
- Smombie (Smartphone + Zombie)
- Snowciety (snow + society)
- sperrangelweit (sperrweit + angelweit)
- Spyware (spy + Software)
- Stagflation (Stagnation + Inflation)
- Stellarator (stellar + Generator)
- Telematik (Telekommunikation + Informatik)
- Telenovela (televisión + novela)
- Televangelist (Television + Evangelist)
- Teuro (teuer + Euro)
- Thyristor (Thyratron + Transistor)
- Tigon (Tiger + lion)
- Tomoffel (Tomate + Kartoffel)
- Transistor (Transfer + Resistor)
- Transponder (Transmitter + Responder)
- Turboprop (Turbojet + Propeller)
- Varistor (Variable + Resistor)
- verschlimmbessern (verbessern + verschlimmern)
- Vleisch (vegetarisch + Fleisch)
- Weihnukka (Weihnachten + Chanukka)
- Widget (window + gadget)
- Workaholic (work + alcoholic)
- zernichten (zerstören + vernichten)
- Zesel (Zebra + Esel)
Kofferwort als Liste zum Ausdrucken
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Über den Autor
Silvan Maaß ist Diplom-Kommunikationswirt (dab) sowie Mitbegründer der Sprachnudel, wodurch er sich seit 20 Jahren beinahe täglich mit theoretischer und angewandter Linguistik beschäftigt. Die Lebendigkeit der Sprache hat es ihm besonders angetan. Daher interessiert er sich insbesondere für Okkasionalismen und Neologismen - zwei kreative Themenfelder der Linguistikforschung, die in unserer Gesellschaft relevanter denn je sind.
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Statistiken
- Abkürzungen 5.243
- Adjektiv 14.452
- Dialekt 4.805
- Soziolekt 6.529
- Umgangssprache 3.749
- Nomen 108.627
- Verb 14.748
- Synonyme 1.515.578
- Neologismen 869
- Grüße 264
- Redewendungen 2.663
- Sprichwörter 1.489
- Sprüche 479
- Wünsche 468
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