Joppe
- Kategorie: Archaismus
Etymologie
Bedeutung (Definition)
Was bedeutet "Joppe"?
Hauptbedeutung
- [1] (statt eines Mantels getragene) einfache, taillenlose (zumeist aus dickem Wollstoff oder Loden gefertigte) Jacke, die üblicherweise von Männern getragen wird
- [2] bequeme, leichte (zumeist aus Flanell oder Loden gefertigte) Jacke für Zuhause, die üblicherweise von Männern getragen wird
Nebenbedeutung
[1] "Joppe" ist eine andere Bezeichnung für eine Jacke (auch: Juppe) oder Kutte - ein für die Metal-Szene typisches Kleidungsstück. Joppe ist aber auch ein alter griechischer Name von Jaffa - heute Stadtteil von Tel Aviv-Jaffa in Israel.
Wortherkunft & Verweise
- In der Ḥadīṯ-Literatur – Sammlungen angeblicher Handlungen und Aussprüche des Propheten Muḥammad – wird im 9. Jahrhundert berichtet, der Prophet habe einst eine جُبَّة (DMG: ǧubba)(1)(2) getragen(3), deren Ärmel so eng waren, dass er Schwierigkeiten hatte, die rituelle Waschung zu vollziehen.(4) Das ist insofern merkwürdig, als die جُبَّة (DMG: ǧubba) in der Folgezeit ähnlich wie der Kaftan als ein langes, vorne offenes Gewand beschrieben wird, das aber weite (nicht enge!) Ärmel hat(5).(6) Die im Zusammenhang mit der جُبَّة (DMG: ǧubba) Muḥammads erwähnte Herkunft "aus Šām" (vergleiche Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, ⅬⅥ, 90 sowie ⅬⅩⅩⅦ, 30)(5) lässt darauf schließen, dass es ursprünglich aus Syrien(5) stammt(6), wenngleich vielleicht auch andere Teile des Byzantinischen Reiches in Frage kommen (vergleiche Ibn Māǧa, كتاب السنن (DMG: kitāb as-Sunan) , ⅩⅩⅫ, 4)(5). Das Gewand war in den muslimischen Gebieten weit verbreitet – in Spanien beispielsweise soll es 822 durch den Sänger Ziryāb(6) aus Baġdād (siehe »Laute«) eingeführt worden sein.(6) Den arabischen Schriften des Mittelalters sowie neueren europäischen Reiseberichten (bis ins 19. Jahrhundert) ist zu entnehmen, dass die جُبَّة (DMG: ǧubba) sowohl im arabischen Spanien und in Nordafrika, als auch in Syrien, Libanon und in der Türkei getragen wurde.(3) Auch Frauen waren mit ihr gewandet(4). Sie wurde aus verschiedenen Materialien(4) hergestellt:(6) angerauter Wollstoff, Samt sowie Seide(4).
- Auf der Pyrenäenhalbinsel findet sich seit dem 10. Jahrhundert die Form aljuba für das Portugiesische, Spanische und Altkatalanische, die aus dem Andalusischen Arabisch جُبَّة (DMG: ǧubba) "ein maurisches Gewand"(5) entlehnt wurde.(6) Aus der antiken arabischen Mundart Siziliens, in der das Wort giubba ausgesprochen wurde(7), gelangt das Wort ins Italienische(8) (vergleiche sizilianisches giubba "eine lange, wattierte Jacke")(3). Im abendländischen Europa wird das Gewand offenbar zuerst in einem Kodex (Codex Cavensis(6)) aus Süditalien erwähnt, in dem schon vor 990 zippa "Jacke"(6) und etwas später iuppa (mittelgriechisch als γιούππαν;→ grc in Gerace 1211)(7) belegt ist.(6) Zahlreiche weitere mittellateinische und altitalienische Dialektformen lassen darauf schließen, dass das Kleidungstück und seine Bezeichnungen sich vornehmlich von Sizilien nach Norden ausgebreitet haben.(6) Ende des 12. Jahrhunderts (1188(7)) tauchen ein altfranzösisches jupe → fro(8)(7), das ein "Männergewand (orientalischen Ursprungs)"(8) sowie ein "Frauengewand"(8) und ferner ein "ländliches Männer- oder Frauengewand"(8) bezeichnete, und ein mittelhochdeutsches schûwe → gmh "langes und weites Überkleid"(9) auf; etwas später folgen mittelhochdeutsche Formen wie schoube → gmh(10), joppe → gmh(11), gippe → gmh(12) und andere.(6) In den folgenden Jahrhunderten scheinen sich Art der Kleidung und Bezeichnung ausdifferenziert zu haben.(6) Mit den Wortformen auf sch- wurde ein langes, vorne offenes mantelartiges Kleidungsstück bezeichnet, das oft aus teuren Stoffen hergestellt war.(6) Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die frühneuhochdeutsche schaube (vergleiche neuhochdeutsch »Schaube«), vielfach mit Pelz besetzt, zum Modegewand, das auf zahlreichen Bildern beispielsweise von Humanisten und Reformatoren zu sehen ist und das in abgewandelter Form auch Frauen trugen.(6) Aus ihm haben sich die verschiedenen Amtstrachten von Pastoren, Richtern und Professoren entwickelt. Die Formen auf j- dagegen standen im allgemeinen für ein Kleidungsstück(6), das zu einem langen Wams, also einer Art Weste geworden war(7). Es war oft aus grobem Stoff und wurde von Bauern und Mägden getragen.(7) Seine heutige Beudeutung, nun nur noch als Kleidungsstück für Männer, erhielt es im 19. Jahrhundert.(7)
- Edward William Lane: Arabic-English Lexicon. In Eight Parts. Frederick Ungar Publishing Co., New York 1955–56 , Stichwort »جُبَّةٌ«, Seite 371 (Digitalisat, ZIP: 474 MB!, Internet Archive).
- Hans Wehr, unter Mitwirkung von Lorenz Kropfitsch: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch - Deutsch. 5. Auflage. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1985, ISBN 3-447-01998-0, DNB 850767733 , Stichwort »جبة²«, Seite 163.
- Raja Tazi: Arabismen im Deutschen. Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche. In: Stefan Sonderegger, Oskar Reichmann (Herausgeber): Studia Linguistica Germanica. 47. Band, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 978-3-110-14739-1, DNB 953951359 , Stichwort »Joppe«, Seite 257.
- Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837 , Seite 109–110.
- Y. K. Stillman: LIBĀS. In: Peri J. Bearman, Thierry Bianquis, Clifford Edmund Bosworth, Emeri J. van Donzel, Wolfhart P. Heinrichs et al. (Herausgeber): Encyclopædia of Islam. 1. Auflage. 12 Bände auf CD-ROM, Brill, Leiden 2004, ISBN 978-90-04-14114-8 .
- Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837 , Seite 110.
- Reinhart Dozy: Dictionnaire detaillé des noms des vêtement chez les arabes. Jean Müller, Amsterdam 1845, Seite 113 (Zitiert nach Internet Archive) .
- Reinhart Dozy: Dictionnaire detaillé des noms des vêtement chez les arabes. Jean Müller, Amsterdam 1845, Seite 114 (Zitiert nach Internet Archive) .
- Nach Federico Corriente: A Dictionary of Andalusi Arabic. Brill, Leiden/New York/Köln 1997 (Handbuch der Orientalistik. Erste Abteilung, der Nahe und Mittlere Osten; Band 29, ISSN 0169-9423), ISBN 978-90-04-09846-6 , Stichwort »*{JBB}«, Seite 88.
- Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅨ, 1922–2002, Stichwort »ǧubba«, Seite 58 .
- Dionisius A. Agíus: Siculo Arabic. Routledge, Abingdon (Oxon)/New York (NY) 2010 (Library of Arabic Linguistics ; Monograph No. 12), ISBN 978-0-7103-0497-1, Seite 251–252 .
- Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, digitalisierte und aufbereitete Ausgabe basierend auf der 2., im Akademie-Verlag 1993 erschienenen Auflage. Stichwort "Joppe"
- Girolamo Caracausi: Arabismi medievali di Sicilia. Centro di studi filologici e linguistici siciliani, Palermo 1983, Stichwort »149a. Iuppa«, Seite 258-259 (Zitiert nach Internet Archive) .
- Walther von Wartburg (Herausgeber): Französisches Etymologisches Wörterbuch. Eine Darstellung des galloromanischen Sprachschatzes. 25 Bände, Band ⅩⅨ, 1922–2002, Stichwort »ǧubba«, Seite 57 .
- Adolf Tobler, Erhard Lommatzsch; édition électronique conçue et réalisée par Peter Blumenthal et Achim Stein: Altfranzösisches Wörterbuch. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-515-08167-4 (CD-ROM-Ausgabe) , Stichwort »jupe«.
- Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch "schûbe"
- Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch "schoube"
- Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch "joppe"
- Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch "gippe"
- Andreas Unger, unter Mitwirkung von Andreas Christian Islebe: Von Algebra bis Zucker. Arabische Wörter im Deutschen. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-010609-9, DNB 979253837 , Seite 111.
Orthographie
Normgerechte Schreibung
- Joppe
Silben und Silbentrennung
- Anzahl der Silben: 2
- Silbentrennung: Jop | pe, Plural: Jop | pen
Häufige Rechtschreibfehler
- Jope
- Jobe
Phonologie
Aussprache
Nach dem IPA (Internationales Phonetisches Alphabet): ˈjɔpə
Reimwörter
Was reimt sich auf "Joppe"?
Grammatik
Wortart
Genus
Femininum (weiblich, Artikel: die)Numerus & Kasus
Deklination / Einzahl & Mehrzahl von "Joppe":
Nominativ Singular | die Joppe |
---|---|
Nominativ Plural | die Joppen |
Genitiv Singular | der Joppe |
Genitiv Plural | der Joppen |
Dativ Singular | der Joppe |
Dativ Plural | den Joppen |
Akkusativ Singular | die Joppe |
Akkusativ Plural | die Joppen |
Quantitative Linguistik
Die Quantitative Linguistik ist die Statistik der Sprachwissenschaft.
Grundwortschatz
"Joppe" gehört nicht zum deutschen Grundwortschatz.
Länge nach Buchstaben
"Joppe" umfasst 5 Buchstaben.
Buchstabenhäufigkeit
E | 1-mal | → | 17,22% | (sehr häufig) | |
---|---|---|---|---|---|
O | 1-mal | → | 2,41% | (gelegentlich) | |
P | 2-mal | → | 0,72% | (selten) | |
J | 1-mal | → | 0,27% | (sehr selten) |
Konsonanten und Vokale
"Joppe"enthält 2 Vokale und 3 Konsonanten
Rang nach Worthäufigkeit
Der Eintrag "Joppe" belegt Position 56286 in unserer Rangliste der Häufigkeitsverteilung.
Beispiele
Beispielsätze
- Nimm endlich deine Joppe, wir wollen gehen.
- Du solltest deine Joppe anziehen: Es ist ganz schön kalt.
Semantik
Assoziation
Nimmst du "Joppe" eher als positiv oder negativ wahr?
Assoziative Bedeutungen
Gedanken und Gefühle, die neben der Grundbedeutung geweckt werden:
Polysemie
"Joppe" ist ein Polysem, weil es mehrere Bedeutungen hat.
Hyperonyme
Oberbegriffe von "Joppe":
Hyponyme
Unterbegriffe von "Joppe":
Synonyme
Anderes Wort für "Joppe":
zeige alle ❯ Synonyme für JoppeRhetorische Stilmittel
Archaismus
"Joppe" gilt im heutigen Sprachgebrauch als veraltet.
Diminutiv
Verkleinerungsform von "Joppe":
- Jöppchen
Buchstabenspiele
Scrabble
- Buchstabenwert für "Joppe": 17
- Die Berechnung basiert auf:
∑ aus J(6), O(2), 2 × P(4) = 8, E(1)
Insgesamt ergibt das 17 Punkte.
- Die Berechnung basiert auf:
- Tipp: ❯ Wortfinder für Scrabble nutzen!
Wortlisten
"Joppe" ist in folgenden Wortlisten zu finden:
- Nomen mit J
- Synonyme mit J
- Wörter mit 5 Buchstaben
- Wörter mit E am Ende
- Wörter mit J am Anfang
- Wörter mit JO am Anfang
- Wörter mit PE am Ende
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